Sonnenfinsternis - Sibirien



Axel`s Motorrad-Reise 2008



unter dem Motto:



Fremd ist der Fremde nur in der Fremde”


Karl Valentin




Bericht über eine Motorradreise vom 11. Juli 2008 bis 14. August 2008, ab München über:


Dauban – Wieliczka – Minsk – Soligorsk – Minsk – Moskau – Nischni Nowgorod – Malmyz – Solikamsk – Jekaterinburg – Irbit – Jekaterinburg – Tobolsk – Surgut – Tobolsk – Jekaterinburg – Ufa – Orenburg – Sol Iljezk – Orenburg – Pensa – Moskau – Resekne – Inowroclaw – Calbe …


und zurück nach München, mit über 15.000 Kilometer.


Die Reise:


Da der Traum, bei den hohen Benzinpreisen in Deutschland, mit dem Motorrad von München zum Tanken nach Dubai und zurück, sich wegen den unsicheren Straßen durch Arabien und den VISA-Schwierigkeiten, erst mal geplatzt war, musste eine Alternative her.


Diese Alternative war eine Motorradreise zur Sonnenfinsternis nach Surgut am Ob, hinter dem Ural, von Europa nach Asien bis Sibirien.

Der Postbote in der Rimstinger Straße.


Ich hatte für meine Reisezeit, um meinen Postbriefkasten nicht überlaufen zu lassen, einen Post-Lagerservice beauftragt. Da dieser erst am morgigen Tag beginnen würde, hatte ich am heutigen Abfahrtstag den Postboten abgefangen und die letzte Sendung in Empfang genommen.


Es ist, mit 31°C, ein schöner warmer Sommertag. An diesem Freitag, dem 11. Juli 2008, geht es mit einem Tachostand von 103.050 ab München los.


Voll bepackt, mit gefüllten Koffern, Topcase, Tankrucksack, mit Zelt, Isomatte und Gepäckrolle auf dem hinteren Sitz, geht es noch mit einem Rucksack auf dem Rücken endlich auf Tour. Doch bevor ich auf der A9 München verlasse, fahre ich noch schnell bei der Ausfahrt Fröttmaning ab zum Fußballstadion, um dieses Foto zu schießen.


Das Münchner Fußballstadion, die Allianz Arena.


Musik spielt vom Motorradradio. Es geht zurück auf die Autobahn A9 nach Norden.

Es ist der übliche zähfließende Wochenendverkehr unterwegs, in dem ich mitschwimme, aber als ich dann am Autobahndreieck Holledau auf die A93 abbiege, geht es wieder flott voran.

Nun noch ein kleiner Stau, an Regensburg vorbei, danach geht es zügig weiter bis zur Abfahrt Selb-Nord.


Für einen Tankstopp geht es in das nahe gelegene “As” in Tschechien, zu einer JET-Tankstelle. Bei Tachostand 103.338 tanke ich 21,46 Liter zu 680,3 Kronen, das sind 31,70 Kronen pro Liter für Super.


Zurück zur Auffahrt Selb-Nord auf die A93, rechts an Hof vorbei, zum Autobahndreieck Hochfranken auf die A72, dann bis zum Autobahnkreuz Chemnitz, um dort über die A4 durch Dresden, bis ich bei Bautzen die Autobahn verlasse, um nach Dauban zu fahren.


Es gibt noch einen Tankstopp bei km 103.621 in Kleinsaubernitz, wo das Super am Freitag schon 1,569 €/l kostet.

 

In Dauban habe ich bei Kristin und Maik zwei Übernachtungen vereinbart.


Denn schon am Samstag ist dort eine Bikerhochzeit angesagt, bei der ich mitfahren muss. Es treffen sich am Morgen die Motorradfans vor dem Haus.

Die Motorradfreunde treffen sich.


Denn es soll gemeinsam pünktlich zum Nachbarort losgehen, um dort rechtzeitig vor dem Standesamt im Spalier Aufstellung nehmen zu können.


Maik hat sich extra ein rotes Nummernschild besorgt und Blinker an seine Rennmaschine gebaut und die Batterie geladen, um mitfahren zu können.


Alle sind gut gelaunt, nur das Wetter ist nicht so toll. Es fängt leicht an zu regnen.

Aber was soll`s, gemäß dem Bikerspruch:

Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung!”

geht es auch für alle Biker problemlos ohne Regenstopp weiter.


Hier konnte ich die kleine wasserdichte “Action Cam”, eine digitale Videokamera, erstmals im Regen testen.

Ich habe diese am Motorradlenker über dem Navi installiert, wo sie etwas geschützt hinter der Scheibe ihre Aufnahmen machen kann.

Der Regen macht eine kleine Pause. Das ist uns recht.

Wir postieren uns mit den Motorrädern auf dem Rasen, links und rechts vom Weg.

Das Motorrad-Spalier ist für Braut und Bräutigam aufgebaut.


Als dann das Brautpaar den Weg zwischen den aufgestellten Motorrädern entlang kommt, werden die Motoren noch einmal richtig hochgedreht, um die richtige Bikerstimmung herzustellen.

Dann geht es gemeinsam hinter dem vorausfahrenden Brautpaar über Land, mit Ehrenrunde durch den Wohnort, auf den 302 Meter hohen Monumentenberg, mit Aussichtsturm und Gasthaus bei Groß-Radisch, wo eine große Tafel mit allerhand leckeren Speisen bereits aufgebaut ist.

Jeder bekommt sein Radler, bevor es mit den Motorrädern wieder heimwärts geht.

Am Nachmittag wird ohne Motorräder zünftig gefeiert.


Da ich am nächsten Morgen einige Kilometer weiter Richtung Osten vorankommen muss, klinke ich mich aus.

Ich mache lieber noch eine kleine Rundfahrt durch die herrliche Landschaft.


Am frühen Sonntag Morgen bepacke ich mein Motorrad. Das gemeinsame Frühstück ist etwas später als erwartet.

Ab Dauban geht es mit km-Stand 103.817 weiter auf große Fahrt.

Und dann geht es zur polnischen Grenze. Ich halte dort an, tausche Euros gegen Zloty und wegen des erneut einsetzenden Regens ziehe ich meine Regenkombi über.


Gleich hinter der Grenze, auf der polnischen Seite, ist die Autobahn noch im Bau.

Es geht mit dem Navi über große und kleine Landstraßen weiter Richtung Osten.


Mein erster Tankstopp ist in “Jelena Gora”, bei km 103.927 tanke ich Super für 4,75 Zloty pro dm³. Diesen Stopp im Regen weite ich aus, indem ich gleich beim benachbarten MC DONALD einkehre, um eine kleine schnelle Stärkung für den eigenen Körper zu bekommen. Die Pommes und Cola sind überall gleich.


Das Navi führt mich weiter durch einen Wald. Eine kleine Straße, der Asphalt wird schmaler, die Schlaglöcher größer, das Verhältnis stimmt nicht mehr.

Die Geschwindigkeit wird weiter reduziert, bis hin zum 1. Gang.

Auf dem Navi noch 3 Kilometer, ...2 Kilometer, ...1 Kilometer, … dann eine Ortschaft.

Das Ortsschild vom ehemaligen Salzbrunn.


Die Straße wird ordentlicher und breiter. Es geht weiter bis zum eingegebenen Zwischenstopp, dem schwer auszusprechenden Namen “Szczawno Zdroj”, vor dem Krieg auf deutsch “Bad Salzbrunn bzw. Ober-Salzbrunn”, von 1945 bis 1948 “Solice”.

Die Weiterfahrt gefällt mir immer weniger.


Als ich dann aber wieder in den Wald komme, wo die Straße aufhört und nur noch ein kleiner, sandiger und schlammiger Waldweg weiterführt und das Navi 4,9 Kilometer für diesen Weg anzeigt, da fahre ich, nach einem Blick auf die ADAC-Karte, doch lieber zum letzten Ort zurück, um dann der großen Hauptstraße zu folgen.

Ich drehe also um und trotze dem widersprechenden Navi.

Endlich geht es auch zügiger voran. Die große Hauptstraße 35 führt mich zur polnischen Autobahn A4, die ich ab Wroclaw (Breslau) bis Katowice (Kattowitz) auch befahre.

Die Fahrt auf der Autobahn zieht sich. Es hat aufgehört mit Regnen und ich zieh endgültig die Regenkombi aus.

Der Fahrbahnbelag wird trocken, aber von Kilometer zu Kilometert wird es auch unerträglich wärmer und schwüler. Von 20°C klettern die Autobahnanzeigen während der 120 km bis auf 28°C.

An einem Parkplatz, ca. 30 km vor Gliwice (Gleiwitz) schmerzt mein linkes Auge wegen Staub, Hitze, Trockenheit. Dafür habe ich vorgesorgt. Ich träufel mir Berberil – Augentropfen (die Packung mit 10 Ein-Dosis-Ophtiolen a 0,5 ml) ein. Es hilft gleich und nach der Pause geht es weiter Richtung Krakow (Krakau).

Autobahnmautstelle bei Krakau.


Kurz danach beginnt ein mautpflichtiger Autobahnabschnitt der nach Krakow führt.

An der Mautstelle muss ich 6,50 Zloty zahlen. Genau so viel wie Autofahrer, das finde ich ungerecht, aber die Diskussion an der Mautstelle bringt nichts.


Einfach unverschämt, Motorräder den Autos gleichzusetzen.


Am Ende der mautpflichtigen Autobahn geht es weiter auf die südliche Umgehungsautobahn von Krakow nach Wieliczka.


In der süd-westlichen Richtung hat sich ein riesiges Gewitter aufgebaut und kommt mit seinen Blitzen immer näher. Dieser Gewitterzelle entkomme ich zwar noch einmal, aber in Wieliczka angekommen, holt mich der Gewitterregen ein. Ein heftiger Wolkenbruch beginnt und ich fahre kurz unter einen Baum, um meine Regenkombi anzuziehen. Dann folge ich der Beschilderung eines Motels, wo ich die nächsten zwei Nächte verbringe.

Motel in Wieliczka.


Dieses nette Motel erreiche ich bei Kilometerstand 104.344 und es liegt nach GPS (Global Positioning System)

bei 49°58`57,6“ N, 20°04`34,8“ O.


Der Preis pro Nacht kostet 120 Zloty und mit zusätzlichen 20 Zloty wird das Frühstück bezahlt.


Am nächsten Morgen sieht es immer noch nach Regen aus. Das Frühstück ist gut und reichlich, aber an den löslichen Kaffee muss man sich erst gewöhnen.

 

Der Montag sieht sehr Wolkenverhangen aus.


Ich werde heute das Salzbergwerk besichtigen. Um 10.45 Uhr gibt es eine Führung in deutscher Sprache.

Unesco-Weltkulturerbe die Salzmine, das Schaubergwerk in Wieliczka.


Es geht treppab hinunter. Es sind insgesamt über 800 Stufen im Bergwerk zu bewältigen. Den ca. 3 Kilometer Weg hat man in 2 bis 3 Stunden geschafft.

Es ist beeindruckend, was aus Steinsalz alles gestaltet wurde. Sogar Goethe war schon hier in der Mine und wurde in Salz gehauen abgebildet.

Unterwegs im Bergwerk kann jeder von einer 30%-tigen Sole kosten.


Am Ende der Tour sind Souvenirstände und ein Imbisslokal unter Tage im Berg eingerichtet.

Wenn man diese hinter sich gelassen hat, geht es noch einen langen verwirrenden Weg entlang bis man den Aufzug erreicht.

Rundgang durch das Salzbergwerk

 http://www.salzbergwerkwieliczka.de/


Oben angekommen, erblicke ich am Fenster den Dauerregen.

Eine geplante Besichtigungstour mit dem Motorrad in die Krakauer Altstadt fällt damit ins Wasser

Ich fahr zurück zum nahe gelegenen Motel und bereite mich für die morgige lange Tour nach Minsk vor.


Am Dienstag, dem 15.07.2008, mit Kilometerstand 104.351, beginnt die lange Tour von Wieliczka nach Minsk. Diese Tour mit rund 800 Kilometer war eigentlich nicht geplant. Aber am zurückliegenden Regentag habe ich auf eine regnerische Weiterfahrt zur Zwischenstation in Pulawy verzichtet.


Der Weg über die polnischen Landstraßen zieht sich endlos hin.

Ein Tankstopp bei km 104.589, das Super kostete 4,67 Zloty pro dm³.

Bei einem Zwischenhalt in Lubmin habe ich den MC DONALD wieder etwas reicher gemacht.


Dann ging es zu dem Grenzübergang zwischen dem polnischen Slawatycze und dem weißrussischen Domaczewo, ca. 50 Kilometer südlich von Brest.

Dieser ist nicht für LKW`s und somit nicht so überfüllt wie in Brest.

Die Grenzstation am Fluss Bug erreiche ich um 13.00 Uhr, bei Kilometerstand 104.759.


Die Zolldeklaration, die man doppelt ausfüllen muss, war sogar in deutsch. Und die nette Zollbeamtin hat beim Ausfüllen geholfen.

Da ich wahrheitsgemäß alles angegeben habe, dabei auch mein Geld eintrug, hat die nette Zollbeamtin den Zettel zerrissen und meinte nur:

Bitte noch einmal ausfüllen! Aber diesmal ohne Geldangabe!“

Denn sie meinte darauf hin: „Es muss ja die Polizei in Weißrussland nicht sehen, wenn eine Passkontrolle verlangt wird, in dem die Zolldeklaration beiliegt, wie viel Bargeld ich besitze. Denn dann könnten sie nicht so maßlos abzocken“.


Noch ein anderer Zettel ist auszufüllen.

Dieser ist jedoch nur in russisch.

Und ein abgestempelter dritter Zettel wird mir mit meinem Reisepass ausgehändigt.


Die Fahrzeugpapiere müssen noch erfasst werden.

Nach der Krankenversicherung wird nicht gefragt.

Aber die grüne „Internationale Versicherungskarte für Kraftverkehr“ wird in Augenschein genommen.

 

Dennoch, die Grenzformalitäten gingen schneller als erwartet.

In ca. 1 Stunde war der Papierkrieg ausgefüllt und somit alles erledigt.


Dann nach ca. einer Stunde geht der Schlagbaum hoch und ich soll weiterfahren, allerdings nur bis zum nächsten Schlagbaum.

Dort wird mir lediglich der 3. abgestempelte Zettel abgenommen und ich darf die Fahrt fortsetzen.

 

Es geht über die Bug-Brücke.

Auf der anderen Seite wird noch an neuen Grenzabfertigungsgebäuden gebaut.

Man umfährt diese Baustelle nördlich, ohne nochmals aufgehalten zu werden.

 

Dahinter sind linker Hand noch einige kleine Gebäude. Eines davon ist eine Bank zum Geldwechseln.

Ich tausche dort in Bar und für 100,00 € (Euro) bekomme ich 329.500,00 BYR (weißrussische Rubel).

Als größten Geldschein bekomme ich ein 100.000,00 BYR-Schein.

Mit den vielen Nullen muss man erst mal klarkommen.

Die Geschwindigkeitstafel für Belarus (Weißrussland).


Nun bin ich in Weißrussland angekommen. Mein Navi fängt an ständig neu zu berechnen, denn die Straßen sind entweder nicht drauf oder parallel versetzt dargestellt.


Ich fahr nach Karte erst nördlich parallel zum Bug bis Brest, um dann auf der M1 nach Minsk zu gelangen.


Ein erster Tankstopp in Belarus bei km 104.856, wo der Liter 95er 2.670,- BYR kostet.


Auf dieser Hauptmagistrale, noch weit vor Minsk, liegt eine Mautstation.

Dort dürfen Autofahrer und Brummifahrer bezahlen. Ich als Motorradfahrer darf ohne zu zahlen passieren. Das finde ich in Ordnung.


Nach dem Abzweig der Autobahnumgehung von Minsk geht es schnurgerade Richtung Hauptstadt.


Vor der Stadt steht ein neues Monument von der Heldenstadt Minsk.

Das alte Monument ,welches ich noch von meiner letzten Tour vor 11 Jahren kannte, existiert nicht mehr.

Das neue Monument der Heldenstadt Minsk.


Nach diesem obligatorischen Foto geht die Fahrt nur kurz weiter. Plötzlich ein instabiles Fahrverhalten. Ich halte an und muss feststellen, der Hinterreifen ist platt.


Das passiert bei km 105.152.


Also alles abladen, denn das Reifenreparaturset liegt unter der hinteren Sitzbank.


Das Loch ist nicht zu klein, es ist gut mitten auf der Lauffläche sichtbar. Aber es steckt kein Nagel mehr drin. Die Reibahle geht ohne große Anstrengungen durch das Loch.

Dann heißt es Stopfen an den Haken der Reibahle fädeln, gut mit dem blauen Gummikleber einschmieren und rein ins Loch damit. Ahle wieder herausziehen und alle drei Füllpatronen nacheinander auf den Adapter vom Ventil schrauben.


Nun bin ich erleichtert, dass mein Hinterrad wieder voll ist. Jetzt noch den überstehenden Pfropfen mit der beiliegenden Klinge abschneiden. Alles aufladen, es kann weiter gehen.


Eigentlich habe ich vom Reifenhersteller BRIDGESTONE eine „Fahrspaß Versicherung“ der so genannten Pannengarantie, aber wie soll ich den Anspruch in Weißrussland oder Russland einlösen?

Der BMW-Klub von Minsk.


Am östlichen Stadtrand gibt es diesen BMW-Klub.


Aber dort kann man mir mit meiner Reifengarantie auch nicht weiterhelfen.


Der Tankstopp in Minsk ist bei km 105.169 und 95er gibt es für 2.870,- BYR pro Liter.


Nach 15 km Weiterfahrt erreiche ich das gleiche Hotel wie vor 11 Jahren.


Es ist bei den GPS-Koordinaten

53°54`40,3“ N, 27°32`48,0“ O zu finden.


Im Hintergrund das 3-Sterne Hotel Yubileiny.

Davor der Hinweis: "Junge Motorradfahrer sollen sich nicht überschätzen"!

 

Ich fahre frech auf dem breiten Bürgersteig zum Eingang des Hotels. Stelle mein Motorrad ab und gehe zur Rezeption. Dort frage ich nach einem Zimmer mit Frühstück und man bietet mir eins für 60 und eins für 82 Dollar pro Nacht an. Ich entscheide mich für das günstigere. Das ist genauso mit Dusche und WC ausgestattet.

Ich gehe zum Lift, um mit meinem Gepäck in die 8. Etage zu gelangen.

Vor dem Lift werde ich gleich von einem jungen Mädchen angemacht. Mir kommt das sehr aufdringlich vor. Und so voll bepackt und verschwitzt möchte ich aber nur noch Duschen und meine Ruhe haben.


Am anderen Morgen kann man, mit dem an der Rezeption ausgehändigten Frühstücksgutschein, zum Speisesaal gehen, welches sich in der 2. Etage befindet. Hier rechnet man beim Erdgeschoss schon mit der 1. Etage.


Es wird nicht pünktlich geöffnet. Denn erst nach ca. 7 Minuten kommt eine junge Frau, mit mehreren Schlüsseln.

Als sie alle ausprobiert hat, schließt nun der letzte.

Das kalte Buffet ist ausreichend. Nur der Kaffeeautomat wird jetzt erst repariert. Nachdem der 3. Ober sich daran zu schaffen macht, funktioniert er plötzlich und ich komme so zu meinem Kaffee am Morgen.


Danach starte ich zu einem Tagesausflug, in das ca. 120 km südliche Saligorsk.

Doch vorher muss ich noch dringend eine Tankstelle finden , was im Stadtzentrum nicht leicht ist. Aber nach Erfragen an der Rezeption werden mir 2 Kreuze in meinem Stadtplan eingetragen. Damit begebe ich mich auf die Suche und werde fündig.


Hier ist es so, dass man im Voraus zahlt. Man muss gut schätzen, wie viel Liter man in den Tank bekommt. Denn dann läuft das Benzin.

Auf dem Rückweg zwischen Kassenhäuschen und Motorrad läuft bereits der Spritt, weil ich die Zapfpistole vorher in den Tank gesteckt habe.


Glück gehabt, 20 Liter gingen ohne Überlauf hinein.

Es sind 105.169 km auf dem Tacho und das 95er Benzin kostet 2.870,- BYR pro Liter.


Nun suche ich noch nach einer Werkstatt, um neue Luft für mein repariertes Hinterrad zu pumpen.

Luft oder Wasser tanken an einer Tankstelle in diesem Land ist nicht möglich, weil es einen solchen Service einfach nicht gibt.

Ich lege kurzfristig einen Stopp bei einem KIA-Autohaus ein. Dort hilft man mir mit Luft gerne und kostenlos.


Der Ort Saligorsk, den ich besuche, ist bekannt durch den Salzbergbau.

Im Jahre 2006 zählte die Stadt 101.937 Einwohner.

Die Stadt wurde erst 1958, in meinem Geburtsjahr, gegründet.


Als Planstadt entstand sie südlich von Sluzk am Nordufer des aufgestauten Flusses Slutsch.


Die Stadt wuchs kontinuierlich und wurde Anfang der 90er Jahre Weißrusslands kleinste Großstadt.

Plattenbau in Saligorsk.

 

Es besteht eine in Saligorsk beginnende Eisenbahnverbindung nach Sluzk, sowie eine Fernstraße,

die westlich an Saligorsk vorbeiführt und die Stadt mit Sluzk im Norden und Mikatschewitschy im Süden verbindet.


Heute ist Saligorsk eine sehr wichtige weißrussische Industriestadt.


Die Bedeutung des Namens der Stadt, lässt sich in „Stadt des Salzes“ übersetzen.


Hier gewinnt man das Hauptexportprodukt des Landes, Kalisalz.


Das Kalidüngemittel wird vom größten Exporteur des Landes, dem „Belaruskali“ in alle Welt verschickt.


Anfang der 50er Jahre, des vergangenen Jahrhunderts, haben Geologen in der Umgebung der heutigen Stadt große Ablagerungen der Kalisalze entdeckt.


Gleich darauf begann man das Kombinat, das das Kalisalz gewinnt und verarbeitet, aufzubauen. Und mit ihm eine Stadt.


Heute ist Saligorsk ein typisches Beispiel einer sozialistischen Neubaustadt, die während der 60er und 70er Jahre in der ganzen UdSSR typgleich gebaut wurden.

Richtung Minsk der Abzweig nach Dubei und Saligorsk.


Bei Antritt dieser Reise hätte ich nie gedacht, doch noch bei Dubei vorbeizuschauen.


Allerdings handelt es sich um den weißrussischen Ort Dubei und nicht um Dubai von den VAE (Vereinigte Arabische Emirate).


In Deutschland ist Saligorsk praktisch unbekannt.

Womöglich können sich nur echte Fußballkenner daran erinnern, dass einmal der Fußballklub „Schachter“ aus Saligorsk in UEFA-Turnieren als Preisträger der Meisterschaft von Weißrussland mitspielte.


Als ich vom Tagesausflug Saligorsk zurückkam, tankte ich gleich an einer modernen Tankstelle am Ortseingang von Minsk.

Bei km 105.500 kostet der Liter 95er 2.670,- BYR. Dort kann ich sogar mit der VISA-Kreditkarte bezahlen. Das Bezahlen muss aber auch hier vor dem Tankvorgang geschehen.


Nachdem ich mein Hotel wieder erreicht habe, lade ich mein Topcase schnell ab und fahre das Motorrad hinter das Hotel auf den hoteleigenen bewachten Parkplatz. Mein Motorrad ist das einzigste und darf gleich am Pförtnerhaus abgestellt werden. Gegenüber befindet sich noch ein Wachhund, dessen Kette an der Hundehütte befestigt ist.

Dann hole ich meinen Zimmerschlüssel, dusche und springe in frische Klamotten, um einen Stadtspaziergang zu unternehmen.

In einer Konditorei in Minsk.


In dieser Konditorei bestellte ich einen Kaffee und probierte von einigen kleinen leckeren farbigen Kuchen.


Es gibt viel zu sehen, in der von Staub, Abgasen mit viel Rußausstoß belasteten Hauptstraße.


Gleich neben dem Hotel ist ein kleines Bierzelt aufgebaut,

wo ich mir noch ein Fassbier für 5.150,- BYR zapfen lasse.


Was man noch in der Stadt sehen kann, ist ein Panzer von 1944, alte Kirchen, große Betonbauten, sehr wenige alte kleine Häuser, eine Kutsche mit 2 Pferden ganz aus Messing, wo die Kinder darauf spielen.

Kutsche im Stadtzentrum von Minsk.


Am nächsten Morgen möchte ich weiter nach Moskau.

Die Abfahrt bei km 105.515, beginnt leider im Dauerregen bei 20°C.


Auf der Fahrt Richtung Osten regnet es bis zur russischen Grenze.


Beim letzten Tankstopp in Belarus, nach 341 gefahrenen Kilometern, vertanke ich meine letzten 40.000,- BYR.


Ab der Grenze wird es ständig wärmer, richtig schwül warm.

Hinweisschild Radarkontrolle in Belarus.

 

Die Grenzabfertigung nach Russland ging ein wenig schneller. Dort wurden Fotokopien von Reisepass und Fahrzeugschein gefordert und einkassiert.

Die notwendige Zolldeklaration hat der freundliche Beamte für mich gleich selbst ausgefüllt, nach dem Muster wie an der letzten Grenze allerdings auf russisch.

Ich durfte dann nur noch unterschreiben.

Anschließend bekam ich noch einen Transportschein ausgehändigt, den ich auf der Reise in Russland mitführen muss.

Es ist schon interessant, wie meine Anschrift in kyrillisch aussieht.


Am Motorrad durfte ich dem Beamten die Fahrgestellnummer zeigen. Dann überprüfte er diese mit meinem Fahrzeugscheineintrag.

Er fragte mich noch wohin ich fahre. Ich antwortete, nach Moskau. Und wie lange ich dort bleibe. Ich zeigte ihm den Eintrag im Visum. Er fragte noch, die ganze Zeit nur Moskau? Ich sagte ja, die Stadt ist groß.

Dann durfte ich die Grenze passieren, natürlich erst als ich den gerade erhaltenen Transportschein dem letzten Posten auf der Grenzstraße vorzeigte.


Gleich hinter der Grenze in Russland gibt es viele neue Tankstellen. An einer neuen Shell-Tankstelle halte ich kurz, um etwas zu essen und zu trinken.

Die nächsten Gewitter bilden sich und ich fahre abwechselnd ca. alle 70 Kilometer mit und 70 Kilometer ohne Regenkombi.

Ich fahre Richtung Osten auf der überbreiten Hauptstraße und nach 270 Kilometer hinter der Grenze bei km 106.087, ca. 17,00 Uhr Moskauer Zeit, tanke ich 20 Liter für 478,- Rubel, das sind weniger als 14 Euro.

Ich hatte Glück, denn die 20 Liter passten gerade noch in meinen Tank.


Dann ging die Fahrt in Richtung Moskau auf der 4-spurigen M1 weiter.

Nach wenigen Kilometern plötzlich ein Stau (auf russisch „Propki“).

Der Grund war ein Verkehrsunfall.

Es ging nur langsam und einspurig an der Unfallstelle vorbei.

Ein LKW war mit einem PKW zusammengekracht.


Die Polizei war schon am Unfallort.

Es sah so aus, als ob der LKW links abbiegen wollte, aber auf der gegnerischen Überholspur muss der PKW mit sehr hohem Tempo in den LKW gekracht sein, denn vom PKW ist nicht mehr viel zu erkennen.

Das Fahrzeug hat sich ziemlich zerlegt. Der Batterieblock lag ca. 50 Meter weiter auf der Straße.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der PKW-Fahrer das überlebt hat.


Die M1 ist zwar breit und mehrspurig ausgebaut, aber doch keine Autobahn.

Es kann bei Abzweigungen und Kreuzungen links abgebogen werden.

Und außerdem gibt es ab und zu sogar Zebrastreifen bei Ortschaften für Fußgängerüberquerungen.


Endlich erreiche ich Moskau.

Ortsschild von Moskau.


Ein Foto, mit dem Ortsschild von Moskau, muss schnell gemacht werden.


Der Verkehr nimmt erheblich zu, bis es nur noch Stau gibt und es nur noch in Stop and Go weitergeht.


Von hier möchte ich über den Autobahnring noch bis zum Leninprospekt.

Es sind noch 8 Kilometer und immer noch Stau auf der 8-spurigen Autobahn.

Einige Fahrzeuge mit Blau- und Rotlicht quetschen sich links am Randstreifen vorbei.


Einige Motorradfahrer fahren hinterher, und ich auch. Denn ich möchte auf den letzten 3 Kilometern noch trocken ankommen.


Aber der Gewitterregen ist schneller.

Die Regenkombi kann ich jetzt auf dieser vollen Autobahn nicht überziehen, denn ich kann nirgends halten, ohne selbst ein Verkehrshindernis zu werden.

Die riesige Gewitterwolke entläd sich plötzlich sehr heftig und ich quäle mich noch 1 km vor der rettenden Brücke an den Autos vorbei.

Als ich die Brücke endlich erreichte, bin ich schon sehr nass, aber ich warte das noch heftig wütende Gewitter, mit sehr nahen Blitzen, sicher unter der Brücke ab.


Ich stehe bereits auf dem Leninprospekt.

Die Wassermassen vom Regen strömen an und unter mein Motorrad ca. 10 bis 15 cm hoch entlang.


Kurze Zeit später kommt ein Motorradfahrer und hält ebenfalls unter der Brücke direkt hinter mir.

Ihn hat der Regen auch überrascht, denn seine Jeans waren ganz durchnässt.

Wir kommen ins Gespräch, er kann zwar nur Russisch aber möchte alles über mein Motorrad erfahren und möchte wissen wo ich herkomme.

Ich versuche alles zu beantworten, aber manchmal fehlen mir die richtigen Vokabeln.

Dann holt er einen Zettel und einen Stift heraus und schreibt mir seine Motorraddaten auf, damit ich zum Vergleich meine dazu schreibe.

Der Himmel wird langsam wieder freundlicher und zum Abschied schenke ich ihm noch einige Kleinigkeiten von LOUIS.


Dann fahren wir beide Richtung Innenstadt. Er biegt links ab und ich habe mein Ziel, das Touristhotel dann auch erreicht.

Es hat sich nur einwenig verändert, im Vergleich, als ich es vor 11 Jahren das letzte Mal besuchte.

Vor dem Hotel befindet sich nun ein bewachter Parkplatz, wo ich für 20 Stunden rund 11,-Euro für mein Motorrad berappen muss.

Moskau ist insgesamt sehr teuer geworden und beim Preis- Leistungsverhältnis ist die Leistung oft mangelhaft.


Diese Nacht werde ich im 30. Stock verbringen, ehe es am Morgen nach dem Frühstück weiter geht.

Hier oben vorm Hotelfenster hört man einige laute Motorräder vorbeiflitzen.

Der Leninprospekt läd zum schnellen Motorradfahren ein.

Blick aus der 30. Etage vom Hotelfenster auf Parkplatz und Leninprospekt.


Das Hotel findet man auf GPS bei 55°39`24,5“ N, 37°29`48,6“ O.


Mein Tachostand, am „Zentralen Haus des Tourismus“, liegt bei 106.250 km.


Wie in Minsk rasen abendlich viele Motorräder die Hauptstraße entlang.

Allerdings waren es in Minsk nur ca. 8 bis 12 Biker und hier in Moskau schon mal 25 bis 30. Hier in Moskau ist eben alles größer.


Am nächsten Morgen gehe ich den Tag langsamer an.


Das Frühstück ist gut und umfangreich mit großem Buffet.

Nur die Angestellten sind beim Abräumen oftmals zu übereifrig.

So geschehen am Nachbartisch.

Ein Gast, der sein Glas Saft bereits auf dem Tisch abstellte, um anschließend zum Buffet zu gehen und sein Essen zu holen, da ist plötzlich der Abräumdienst da und weg ist der Saft.

Als der Gast kurz darauf zum Tisch zurückkehrte, schaute er verdutzt, aber der Saft war weg.

So musste er sich nochmals einen Saft holen, aber diesmal mit ständigen Auge zu seinem Tisch. Denn dort stand sein Essen.

Nach dem ich vom 30. Stock alle Sachen zum Motorrad brachte, war über Moskau schon am Morgen wieder ein Gewitterregen im Gange.

Ich also die Regenkombi an und auf nach Nischni Nowgorod, wo es wärmer und trockener ist.

Es gibt zwei Wege vom Hotel aus Moskau in Richtung M7 zu kommen.

Entweder den längeren Weg über den Autobahnring oder den kürzeren Weg mitten durch Moskau.


Ich bin natürlich durch die Stadt gefahren, weil es kürzer und eine besondere Erfahrung ist, im Moskauer Fahrzeugtrubel mitzuschwimmen.


Es gibt noch einen Tankstopp bei Kilometer 106.387. Dort tanke ich 20 Liter für 25,30 Rubel pro Liter und auch hier zahle ich mit VISA-Karte.

Straßenverkauf auf der M7.


Über Land, auf der Hauptstraße M7, sieht man oft Leute von den umliegenden Dörfern, die Früchte von Feld und Wald am Straßenrand aufbauen, um sie zu verkaufen.


Von Kilometer zu Kilometer wird es immer wärmer.


Den Weg zum Hotel erfrage ich bei einem Verkehrspolizisten.

Dieser erklärt mir den Weg sehr gut und ich komme auch schnell ans Ziel.

Zuvor hatte ich einen Motorradfahrer gefragt, der konnte mir allerdings keine Auskunft geben.


Das Hotel befindet sich nicht nur zentral in der Stadt, sondern heißt auch „Zentralhotel“.

Es liegt nach GPS bei 56°19`31,9“ N, 43°57`31,3“ O.


Das Zentralhotel in Nischni Nowgorod.


Mein Zimmer befindet sich in der 7. Etage, in der auch eine kleine Kaffee-Bar eingerichtet ist.

Diese kleine Kaffee-Bar hat ein größeres Angebot an Speisen als viele Restaurants.


Da ich Hunger und Durst habe, bestelle ich mir gleich ein Bier, eine Soljanka und ein Schnitzel mit Pommes.

Die Bedienung „Olga“ (von der Wolga) ist sehr freundlich und fix, denn mein bestelltes Schnitzel gab es gar nicht auf der Speisekarte..., wurde aber prompt gemacht.

Am Nachbartisch wurde dann auch gleich Schnitzel mit Pommes bestellt.


Vielleicht wird ja das Gericht bald in die Speisekarte aufgenommen.


In Nischni Nowgorod, das von 1932 bis 1990 Gorki hieß, zeigt eine Temperaturanzeige am Straßenrand auf 38°C. So kommt man schnell von einem Extrem ins andere.

Minsk bei 18°C und hier das doppelte.

Mit Stand 2006 hat das ehemalige Gorki 1`284.000 Einwohner und ist somit die fünftgrößte Stadt Russlands.

Sie liegt an der Einmündung der Oka in die Wolga und ist Hauptstadt der Oblast Nischni Nowgorod sowie des Föderationskreises Wolga.


Die Stadt wurde 1221 von Juri II. Wsewolodowitsch, dem Großfürsten von Wladimir, am Zusammenfluss der beiden wichtigsten Flüsse seines Reiches gegründet.

Eine wörtliche Übersetzung von Nischni Nowgorod lautet „Untere Neustadt“.


In den 1930er Jahren bekam die Stadt Gorki den Status einer so genannten „geschlossenen Stadt“, die von Ausländern nicht besucht werden durfte.

Grund waren die ansässigen Rüstungsbetriebe.

Hier wurden unter anderem Atom-U-Boote, Panzer, Kampfflugzeuge, wie die MiG-29 und MiG-31, hergestellt.

Diese Stadt war 1941 der größte Rüstungsstandort des Landes.


Sehenswert ist heute unter anderem der alte Kreml im historischem Zentrum.

Und in der Nähe von Nischni Nowgorod steht ein einzigartiger hyperbolischer Stromleitungsmast, der vom russischen Ingenieur Wladimir Schuchow im Jahre 1929 errichtet wurde.

Moderne Tankstelle an der M7 bei Kasan.

 

Heute am Samstag, dem 19.07.2008 geht es weiter, um Kasan herum bis nach Malmyz.


An der M7 im Bereich der Umgehungsstraße von Kasan steht eine neue moderne Tankstelle, wo auch VISA-Karten akzeptiert werden.

Trotzdem muss vorher bezahlt werden, bevor der Tank gefüllt werden kann.

Heldentafel in Malmyz.


Nicht nur ich bin nach Malmyz hinein gefahren, wo die Hauptstraße sich fast endlos, immer wieder abbiegend, durch den Ort führt, um am anderen Ende ins Nirgendwo zu gelangen.


Als mir 4 Jeeps, mit Niederländischen Kennzeichen, entgegenkommen, nach dem ich bereits umgekehrt bin, wusste ich, dass auch andere in diesem Ort Orientierungsprobleme haben.


Danach fuhr ich erst einmal bis zum großen Straßenabzweig zurück, der sich noch vor dem Ort Malmyz befand.


Es ist nicht leicht sich hier zurechtzufinden, denn mein Navi findet die Straße nicht und auf meiner Karte ist die Hauptstraße P242 ganz woanders eingezeichnet als in Wirklichkeit.

Als ich aus Malmyz herausfuhr, befand sich links, bevor es nach Perm abzweigt, ein kleines Hotel.


Dieses Hotel erreiche ich bei Kilometer 107.273 und dies befindet sich bei den GPS-Koordinaten 56°30`14,3“ N, 50°36`49,9“ O

Das Hotel am Abzweig Malmyz.


Vom Hotel wird freundlich gewunken und ich folge dieser Einladung.

Dann frage ich nach einer Übernachtung.

Ja, kein Problem, eine Nacht kostet 500,- Rubel, das sind ca. 15,- Euro.


OK, hier bleibe ich diese Nacht.

Wegen Essen und Trinken muss ich in das ca. 120 Meter gegenüberliegende Lebensmittelgeschäft (Magasin).

Dieses hat von 7.30 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet.


Aber schon 20 Meter weiter ist noch ein kleines Lokal, welches 24 Stunden geöffnet hat.

Und falls man noch Benzin benötigt, vor dem Lokal stehen auch drei Zapfsäulen.

Eigentlich ist hier ein Polizeikontrollpunkt, der aber zur Zeit nicht besetzt war.

 

Am Abend trafen noch drei Moto-Cross-Fahrer im Hotel ein.

Wir kamen ins Gespräch und bei dieser Unterhaltung wurde mir der Ort „ISEVSK“ empfohlen.

Man erzählte mir, dass dieser Ort bekannt ist, für die Herstellung von Fahrzeugen und der Kalaschnikow.

Ich müsse nur einige Kilometer zurückfahren und dann einen Weg nehmen, der eigentlich nur für Enduro`s geeignet ist. Auf diesem Weg müsse ich nur über 200 Kilometer fahren, um nach Isevsk zu kommen.

Das ist mir etwas zu heftig, ich verzichte lieber auf diesen Abstecher.


Am Sonntagmorgen bin ich zeitig wach.

Ich nutze das frühe Aufstehen, um auch zeitig loszufahren.

Als ich von Malmyz starte, weiß ich zwar welche Richtung ich einschlagen muss, denn ich muss ja nur auf der Straße P242, die von Kasan nach Perm führt, bleiben, aber so einfach ist das nicht.

Schon wenige Kilometer weiter, führt die Straße immer mehr vom Kurs ab.

Das Fährschiff, um über den Fluss Vatka zu kommen.


Ich muss zurück. An einem kleinen unbedeutenden Abzweig frage ich nach dem Weg und tatsächlich muss ich abbiegen. Es ist nur noch eine kleine Straße, die nach kurzer Zeit sich in einen Schotterweg verwandelt und zum Fluss hinab führt.


Dort warten schon einige Fahrzeuge auf die Überfahrt mit diesem Fährschiff.

Auf dem Fährschiff werden alle Fahrzeuge platziert.


Ich fahre als Motorradfahrer erst einmal an die wartende Fahrzeugkolonne vorbei und darf mit als erster die Fähre befahren.


Die Überfahrt für ein Motorrad kostet 20,- Rubel, das sind ca. 60 Cent.


Für alle die diese Fährfahrt auch erleben möchten, hier noch die GPS-Koordinaten

56°35`28,7“ N, 50°42`35,6“ O.


Als alle Fahrzeuge verladen waren, war die Fähre auch komplett voll.

Auf der anderen Flussseite legte das Fährschiff mit einem Niveauunterschied von gut einen halben Meter tiefer an, als die Rampe war.

Es wurden Holzbohlen an die Kante gelegt und so konnten erst die großen LKW`s diese Hürde meistern, dann kamen die PKW`s dran. Diese mussten über ein Brett die noch gut 30 cm überwinden. Langsam, als die Fähre zum großen Teil entladen war, konnte auch ich mit dem Motorrad die noch 20 cm hohe Kante mittels Holzbohle und Brettern meistern.

Danach führte der Weg in einer Doppelkurve zum ca. 5 Meter hohen Flussufer hinauf.

Oben angekommen hoffte ich auf eine befestigte Straße.


Aber es kam noch schlimmer!

Aus dem Schotterweg wurde eine Sandpiste und der Sand wurde immer feiner.

Hier wünschte ich mir eine Enduro mit großen Stollenreifen und kein Gepäck.

Aber die Realität war meine bepackte Maschine mit Straßenreifen eine Quälerei.

Bei solchen Situationen spielt man mit dem Gedanken umzukehren oder zu hoffen, dass bald der Sandweg endet.

Umkehren wollte ich nicht, denn es gab ohne einen Umweg von mindestens 700 km keine Alternative. Und ich hätte wieder über die Fähre gemusst.


Dann dachte ich, dass eine in der Karte eingezeichnete Hauptstraße ja nicht ewig Sandweg bleiben könnte.

Und tatsächlich nach ca. 20 Kilometern war plötzlich ein Hauch von Asphaltstraße erkennbar.

Diese Straße wurde immer besser, hatte zwar auch große Schlaglöcher, aber ich konnte wieder etwas Fahrt aufnehmen.

Dieses war auch nötig, um die heute abgesteckte Etappe zu bewältigen.


Bald kam ich an einen Ort, wo es auch eine Tankstelle gab, die ich auch gleich ansteuerte.

Mit Kilometerstand 107.703 war es auch höchste Zeit. Der Liter kostete 25,49 Rubel.

Ich tanke 20 Liter und bezahle mit der VISA-Kart.

Nach weiteren 200 Kilometer tankte ich nochmals 10 Liter nach und bezahlte in bar.


Dann kam ich immer besser in Fahrt, es ging an einem Abzweig von Isevsk vorbei Richtung Perm.

Gleich hinter dieser Abzweigung durchfuhr ich einen Ort. Als ich ihn verlassen hatte war eine Polizeikontrolle.

Ich durfte meine Papiere vorzeigen, dann amüsierte man sich noch über meine Musik, die ich am Motorrad laufen hatte und dann konnte ich die Fahrt auch schon fortsetzen.


Ich lag gut in der Zeit, als ich Perm erreichte. Die Sonne stand noch hoch und ich entschied, Perm auf der Umgehungsstraße zu umfahren, um noch bis Solikamsk zu kommen.

Noch 400 Kilometer, denn ich entschied mich für die längere Straße über Kungur, da der kurze Weg in der Karte nicht als befestigte Straße eingezeichnet war.

Nach Kungur ging eine große Hauptstraße, die dann weiter nach Jekaterinburg führte.

Nach Solikamsk musste ich aber Richtung Norden abbiegen.

Monument am Ortseingang von Kungur.


Zur Sicherheit noch einen Tankstopp gleich nach dem Abzweig, um die letzten 300 Kilometer zu bewältigen.

Es fehlen nur rund 10 Liter und der Tank war voll.


In Cusovoj bin ich der Hauptstraße gefolgt und das war falsch.

Wegen der unzureichenden Beschilderung fragte ich einfach eine Polizeistreife.

Die Beamten waren sehr freundlich und sind, statt mir den Weg zu erklären, mit ihrem Lada voraus gefahren, durch den ganzen Ort bis zum richtigen Ortsausgang.


Das war prima, denn so hatte ich mehr Zeit, um auch die Kleinigkeiten rechts und links der Straße zu sehen.

Im Ort fuhren wir über eine Brücke, die den Fluss Cusovaja überquerte.

Gleich neben der Brücke sah man viele Menschen im Fluss baden.


Ich fuhr ab Ortsausgang dann allein weiter Richtung Norden und die Sonne ging scheinbar nicht unter. Man merkte gar nicht wie spät es bereits war.


Nachdem ich an einem Abzweig auf der Hauptstraße weiterfuhr, merkte ich nach ca. 10 Kilometern, dass das der falsche Weg war, denn dieser führte immer mehr nach Osten.

Ich drehte also um, fuhr zurück zur Abzweigung und war wieder auf dem richtigen Kurs.

Es ging dann noch durch weitere Ortschaften u. a. Auch durch Kizel, wo man besser nach Kompass fährt, um in der richtigen Richtung den Ort wieder zu verlassen.

Ein Achtungsschild bei einer Bergabfahrt zur Flussbrücke.


Es gab auch einige Baustellen auf Straßen und Brücken, die mehr als überfällig waren.

Bei der Brücke war nur eine befahrbare Fahrspur, aber ich hatte Glück die Baustellenampel stand gerade auf Grün.


Die Straßenverhältnisse wurden immer schlechter. Es gab immer mehr, größere und tiefere Schlaglöcher. Gemein und ein zusätzliches Problem war noch die tief stehende Sonne mit den Schatten der Bäume, die fast zebrastreifenartig über die Fahrbahn lagen und dadurch die Schlaglöcher sehr spät oder gar nicht erkennbar waren.


Einerseits müsse man sehr langsam fahren und andererseits möchte man die vor einem liegenden Kilometer noch schaffen.

Man versucht einen Kompromiss zu finden, aber dann passiert es.

Ich fahr in ein tiefes Schlagloch, direkt im Schatten eines Baumes, so heftig hinein, mein Federbein stößt an seine Grenzen und sogar mein rechter Spiegel fällt ab.


Also den Spiegel, der nur noch an den beiden Drähten vom eingebauten Blinker baumelt, wird wieder angesteckt und weiter geht die Fahrt.

Es ging dann zur Stadt Berezniki, von dort an waren die Straßen besser.

Schlechte Straße vor einem Bahnübergang.


Bei Berezniki steuerte ich auf einer Umgehungsstraße östlich am Ort vorbei, allerdings durch ein Industriegelände mit im Zickzack führender Straße.

Auf den letzten 30 Kilometern bis nach Solikamsk war die Straße in Ordnung.


Solikamsk ist eine der ältesten Städte der russischen Region Perm.

2005 zählte die Stadt 100.443 Einwohner.

Der Name der Stadt kommt von Sol, was Salz bedeutet und dem Fluss Kama, welcher an Solikamsk vorbeiführt.

Erstmals erwähnt wurde Solikamsk im Jahre 1430, im Zusammenhang mit der Entdeckung der großen Salzvorkommen westlich vor dem Uralgebirge, als Usolje-na-Kamskom.


Die günstige geografische Lage und riesige Salzvorkommen zogen schnell viele Handelsleute an.

1573 erhielt Usolje die Stadtrechte und entwickelte sich während des 17. Jahrhunderts zur Salzhauptstadt Russlands.

Zu dieser Zeit erhielt die Stadt ihren heutigen Namen.

Eine neue Entwicklungsphase begann nach der Oktoberrevolution, als man 1925 hier die weltgrößte Pottasche- und Magnesiumsalzvorkommen entdeckte.

1927 entstand das erste Kaliumkombinat der Sowjetunion.

Nach der Eröffnung des Pottasche-Kombinates im Jahre 1928 folgen 1938 ein Magnesium-Kombinat und 1941 eine große Papiermühle.

Aufgrund der vielen und großen Industriebetriebe, vor allem des Magnesium-Kombinates, sind die Umgebung der Stadt, die Wälder, die Luft und auch die Kama stark verschmutzt.

Die Ortstafel an der Abzweigung zum Flughafen.


Mit goldenen Lettern ist der Name der Stadt Solikamsk auf beiden Seiten groß angebracht.

Bei der Einfahrt des Ortes fuhr ich in Richtung der Häuser und kam am Kombinat vorbei.

Ich hielt an und dachte, ich sei schon im Zentrum, aber das war ein Trugschluss.


Eine freundliche Polizeistreife erkannte meinen suchenden Blick und war sofort behilflich.

Nachdem ich ihnen erklärte, dass ich das Hotel in Solikamsk suche, meinten sie nur, ich soll ihnen folgen, sie bringen mich hin.


Gesagt getan, es ging noch gute 5 Kilometer weiter, bis das Hotel erreicht war.

Dieses Hotel befindet sich in Solikamsk an der zentralen Hauptkreuzung und liegt nach GPS bei 59°38`52,2“ N, 56°46`14,5“ O.

Die Hauptkreuzung in Solikamsk.


Hier im Sommer, soweit im Norden, wird es nachts gar nicht richtig dunkel.

Man spricht von den so genannten „weißen Nächten“.


Mein Motorrad habe ich auf einen in der Nähe befindlichen bewachten Parkplatz, auf russisch „Stojanka“, abgestellt.

Dort befand sich auch eine Autowaschanlage.

Die Gelegenheit habe ich genutzt, um das Motorrad einer Komplettwäsche zu unterziehen.

Für 100,- Rubel wird schamponiert, mit Hochdruckreiniger abgespritzt und abgeledert, bis alles blitzblank ist.

Als ich das Motorrad sauber im Empfang nahm, stellte ich fest, dass sich in der Vorderradfelge ein großer Schlag befand.

Das war das Ergebnis des großen letzten Schlagloches, als der Spiegel abfiel und ich die richtige Geschwindigkeit finden musste.

Bei diesen Straßenverhältnissen ist beim Überfahren von Schlaglöchern nämlich entscheidend, ob man besser mit Tempo über kleine und mittlere Löcher fliegt oder doch Angst hat und bremst, um dann voll hineinzukrachen, weil die Last sich beim Bremsen in Richtung Vorderrad verschiebt.

Mit eben solchen Schäden.

Die verbogene Felge am Vorderrad.


Was nun?

Kann man damit noch gute 600 Kilometer fahren – bis zur BMW-Niederlassung nach Jekaterinburg und das voll beladen?


Die Damen an der Rezeption waren sehr nett und halfen mir mit einem Telefonat bei BMW in Jekaterinburg.

Von dort sendete man ein Fax zurück mit den Teiledarstellungen des Vorderrades.

Auf diesem Fax sollte ich den Schadensort einzeichnen und die Info zurücksenden.

Gesagt getan, dann antwortete die Werkstatt, kein Problem, das wird instand gesetzt.


Also nun werde ich am morgigen Dienstag die Fahrt nach Jekaterinburg antreten.

Ich hoffe die Luft im Vorderrad hält die 600 Kilometer, trotz des Felgenschadens.

Diesmal wähle ich den besseren Weg, der erst direkt in Richtung Perm führt und dann nach Jekaterinburg abbiegt.


In Solikamsk tanke ich noch einmal und fahr zeitig los.

Kleine Fabrik auf dem Weg zwischen Solikamsk und Perm.


Es wird deutlich, hier ist es wichtiger, dass die Schlote rauchen.

Umweltschutz ist nicht so wichtig, weil die Natur so unendlich groß erscheint.


Auf dem Weg nach Perm muss ich noch über eine lange Brücke fahren, die einen aufgestauten Seitenarm der Kama überspannt.


Kurz danach ist ein Polizeikontrollpunkt, an dem ich angehalten werde.

Der junge Polizeibeamte weiß mit mir nicht viel anzufangen und schickt mich gleich zu seinem Vorgesetzten in die Polizeistube.

Dieser möchte nur meinen Reisepass sehen und wünscht mir dann eine gute Fahrt (auf russisch „Schastliwogo Puti“).

Die Weiterfahrt nach Jekaterinburg ging besser als erhofft. Die Straßen waren in gutem Zustand. Ich kam zügig voran.

Meine Befürchtung, dass mit der angeschlagenen Felge Luft entweichen wird, stellte sich als unbegründet heraus.

Bei der Überquerung des Uralgebirges fahre ich beim Kilometerstand 108.515 noch eine Tankstelle an und tanke 20 Liter zu insgesamt 508,- Rubel.


Ca. 25 Kilometer vor Jekaterinburg überquert man die festgelegte Grenze zwischen Europa und Asien. Die Stelle wird von einem rund 4 Meter hohem Metallpfeil markiert. Das Fundament besteht aus 2 Steinen, die aus den äußersten Punkten Europas und Asiens gebracht wurden.

Die Eröffnung war im Jahre 2004, zum 281. Jahrestages von Jekaterinburg.

Die Grenzmarkierung Europa / Asien.


Schnell ein Foto an dieser Stelle am 22.07.2008 um 17.00 Uhr bei GPS-Koordinaten

56°49`54,5“ N, 60°21`02,3“ O.


In Jekaterinburg angekommen, versuche ich, nach der mir zugefaxten Karte zu fahren, aber das klappt nicht so gut, weil die Straßennamen auf dem Fax nicht lesbar sind.

An der nächsten roten Ampel klopfe ich an einer dunkel getönten 3er BMW-Autoscheibe neben mir, die Scheibe fährt runter und eine nette Frau ist zu erkennen. Sie fragte ich nach dem BMW-Autohaus.

Sie sagte mir, ich müsse erst hier rechts abbiegen und an der nächsten Kreuzung deutet sie mir geradeaus weiterzufahren, denn sie muss hier abbiegen.

Ein Stück weiter halte ich beim nächsten BMW an und frage erneut nach dem Autohaus.

Er sagte mir, aus seinem 5er-BMW heraus, dass ich am nächsten Kreisverkehr links fahren soll und dann immer geradeaus bis zum Bahnübergang, dann rechts abbiegen. Dabei werde ich an einigen anderen Autohäusern vorbeikommen.


Danach war alles klar und ich fand nach seiner Beschreibung das Autohaus, auch wenn es ein langer Weg war und es den üblichen Feierabendstau gab.

Die Sonne meint es wieder gut mit über 30°C.


Ich versuche mich zu beeilen, denn ich wusste nicht genau, wann dort Feierabend sein wird.

Nach dem Bahnübergang fragte ich noch einmal die Miliz. Die bestätigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg sei, nur noch 500 Meter geradeaus dann sehe ich rechter Hand das große BMW-Emblem stehen, wo sich das Autohaus befindet.

Vor dem BMW-Autohaus in Jekaterinburg.


Da das Autohaus bis 21.00 Uhr geöffnet hat, habe ich es noch 2 Stunden zuvor geschafft.


Dort bei BMW-Motorrad werde ich schon von Jewgeniy erwartet, denn ich hatte ja tags zuvor von Solikamsk anrufen lassen.

Hier im BMW-Autohaus, wo auch Motorräder verkauft und repariert werden, wurde ich gleich sehr freundlich von allen Mitarbeitern begrüßt.

Man bot mir etwas zu Trinken an. In der Zwischenzeit wird mein Motorrad-Felgenschaden bereits gerichtet.

Ein Werksfahrer mit seinem BMW hat die Aufgabe, mich mit meinem gesamten Gepäck zum Hotel zu fahren.

Dieses Hotel hat man bei BMW ausfindig gemacht, welches meinen Preisvorstellungen angepasst war und in der Nähe der BMW-Niederlassung lag.

Das Hotel Luna 2000 mit Bowlingcenter und Eislaufbahn.


Das Hotel, mit dem Namen „Luna 2000“, war nur ca. 800 Meter vom BMW-Autohaus entfernt und ist bei GPS 56°49`10,9“ N, 60°39`47,3“ O zu finden.

Im Hotel Luna 2000 bekomme ich gleich das Zimmer Nr. 12.


Als alle Gepäckstücke im Zimmer verstaut sind, mache ich mich erst einmal unter der Dusche frisch.

Frische Sachen zum Wechseln habe ich im Gepäcksack dabei, nur die Turnschuhe sind im abgesperrten Koffer, denn dummerweise habe ich zwar den Ersatzschlüssel mit, dieser ist aber im Koffer.

Dümmer kann es nicht laufen!


Aber was soll es, die Jeans an, T-Shirt drüber und wieder in die Motorradstiefel hinein.

Denn ich soll mein Motorrad noch vor halb Neun abholen.

Das BMW Auto-Haus von Innen.

Ein kurzer Fußmarsch und ich bin in der Werkstatt.

Dort steht mein Motorrad bereits abholbereit, frisch geputzt und ohne Schlag in der Felge.


Hier wird so ein Schaden noch fachmännisch repariert.

In Deutschland hätte ich eine teure neue Felge kaufen müssen.

Wie man feststellt, im Ausland geht es auch preiswerter.


Dann frage ich gleich noch nach der bevorstehenden 110.000 km-Inspektion und man sagt mir zwar zu, aber wann der benötigte Ölfilter eintrifft, weiß man noch nicht sicher.


Ich schilderte ihnen noch mein Problem mit dem Navigationsgerät, dass ab dem Ural, also der Grenze Europa / Asien , keine Straßen und Orte mehr angezeigt werden und keine Koordinateneingaben angenommen werden.

Daraufhin hat man mir zur großen Freude, als kostenlosen Service, auf mein Navi „Garmin 550 Zümo“ das Kartenmaterial vom gesamten Gebiet der Region Jekaterinburg aufgespielt.

Jetzt kann ich auch über die Grenze Europas, wo meine Karte bisher endete, nicht nur Straßen und Orte sehen und deren Koordinaten eingeben, sondern auch Tankstellen, Restaurants und andere Sehenswürdigkeiten abrufen.

Bei den Restaurants kann ich jetzt sogar auswählen, ob russisch, italienisch, japanisch, französisch oder deutsch essen möchte.

Mit dem neuen Navigationskartenmaterial werden ich und mein Motorrad nicht verdursten.


Dann fahre ich zurück zum Hotel und komme mit Kilometerstand 108.769 an.


Einen Tag später fahr ich zum BMW-Autohaus, um einen Termin für die Inspektion zu erfragen.

Da kommt ein Kunde, ebenfalls Motorradfahrer, der mir vorgestellt wird.


Ich hatte meine Fotosammlung dabei und alle wollten diese Bilder von meinen Europamotorradreisen sehen, auch Gennadiy, der mir vorgestellte BMW-Motorradkunde.


Dann fragte man mich, was ich in den nächsten Tagen noch unternehmen möchte.

Ich sagte, dass ich nach Irbit zum Ural-Motorradwerk fahren möchte, welches ca. 200 Kilometer entfernt liegt.


Da hat mich Gennadiy eingeladen, zu ihm nach Irbit zu kommen, denn er wohnt in Irbit.

Es gab mir seine Telefonnummer und ich soll ihn anrufen, wenn ich in Irbit am Ortseingang an der Tankstelle angekommen bin.

Er würde mich dort abholen und mir alles zeigen, insbesondere das Motorradmuseum.


Da beschließe ich gleich morgen nach Irbit zu fahren.


Aber zuvor werde ich noch eine Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung für das asiatische Gebiet Russlands abschließen, denn meine Bescheinigung von der HUK-COBURG gilt nur für das europäische Gebiet der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

Über das deutsche Konsulat habe ich die Adresse von einer örtlichen Versicherung namens „Soglasie“ bekommen, bei der ich für 631 Rubel und 80 Kopeken den den zusätzlichen vierzehntägigen Versicherungsschutz abschließe.

Diese Versicherungsfiliale findet man in Jekaterinburg in der Furmanowa Straße 57 bei GPS 56°48`56,0“ N, 60°36`19,9“ O.

Hier befindet sich die Versicherungsfiliale SOGLASIE.


Es ist Donnerstag und ich fahre nach Irbit.

Die Straßen sind relativ gut und ich fahr ein entsprechendes Tempo, bis ich doch ein Schlagloch erwische.

Die Felge hat es diesmal problemlos überstanden, aber der Spiegel ist diesmal ganz abgefallen.

Also halte ich sofort an, kehre um, um den Spiegel mit Blinker aufzusammeln.

Das Spiegelglas ist diesmal gesplittert aber hält noch zusammen.


Die Blinkerdrähte wieder angeklemmt und den Spiegel angesteckt und weiter geht es.


Bei der Weiterfahrt bemerke ich, dass der rechte Blinker nicht funktioniert.

Es stellte sich heraus, die Lampe hat den Sturz nicht überlebt.

Ich hole meine Ersatzlampe heraus und wechsele die kaputte aus.


Hurra, es blinkt wieder!

Irbit ist eine Stadt mit ca. 43.000 Einwohnern.

Gegründet wurde der Ort 1631 unter dem Namen „Irbejewskaja sloboda““, 1662 erfolgte die Umbenennung in Irbit.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde in Irbit der größte Markt Sibiriens abgehalten.

Im Westen ist Irbit in erster Linie als Standort der Irbiter Motorradwerke bekannt, welche ihre Produkte unter dem Handelsnamen „Ural“ vertreibt.

Ortsbezeichnung vor Irbit.


In Irbit angekommen, kurz ein Foto, dann Halt an der verabredeten Tankstelle und dann wie vereinbart anrufen.


Ich probierte es 2 x aber ohne Erfolg.


Ca. 5 Minuten später kommt ein Motorradfahrer vorbei und begrüßt mich, es ist Gennadiy.

Es hatte mich zu der Zeit schon erwartet und auf der Fahrt hierher konnte er sein Handy nicht hören.


Es geht dann zuerst zu seiner Firma.

Ein Familienunternehmen. Vater und Sohn arbeiten in der Werkstatt und die Mutter in der Buchhaltung.

Es werden Möbel und Holzausstattungen für Haus- und Industriebau gefertigt.

Die Tischlerei in Irbit.


Dort werde ich von der Familie herzlich begrüßt und bekomme gleich einmal einen Kaffee angeboten.


Nach diesem kleinen Zwischenstopp fahren wir dann durch die Stadt.


Dabei geht es an einer, im Sozialismus dem Verfall preisgegebenen, Kirche vorbei.

Diese ist komplett eingerüstet und wird instandgesetzt.

Man sieht schon die neue blaue Kuppel vom Kirchturm mit aufgesetzter goldener Zwiebelspitze und darüber ein goldenes Kreuz.


Vor dieser Kirche wird gerade der Schutt eines abgerissenen Fabrikgebäudes geräumt, nur der Schornstein steht noch komplett da.

Dann geht es am Ural-Motorradwerk vorbei und weiter zum Motorradmuseum.

Dieses liegt unmittelbar neben dem Ural-Motorradwerk, aber doch sehr versteckt.

Gut, dass ich einen Ortskundigen dabei habe.


Ich darf, selbstverständlich keinen Eintritt bezahlen.

Wer so weit von Deutschland mit dem Motorrad anreist, ist als Gast gern gesehen.

Haupteingang vom Ural-Motorradwerk.


Das Museum befindet sich nach GPS bei

57°39`48,1“ N, 63°05`20,4“ O.


Man führt mich durch das Museum. Ich darf fotografieren und letztendlich werde ich noch vom Museumsdirektor persönlich in sein Büro gebeten.

Dort begrüßte er mich sehr freundlich und zeigt mir eine Mappe, wo das neue Motorradmuseum dargestellt ist, welches gebaut werden soll.

Er sagte mir, die Finanzierung sei gesichert und in ca. 2 Jahren soll schon das neue große Motorradmuseum fertig sein.


Dann könne man alle gesammelten Motorräder zeigen, die jetzt leider wegen Platzmangel in vielen Nebenräumen abgestellt sind, die nicht zum Ausstellungsraum gehören.

Außerdem werde ich noch auf eine Veranstaltung aufmerksam gemacht, wo am jetzigen Wochenende viele Motorradfahrer nach Irbit anreisen, dort Motorräder bekommen und ca. 1.000 Kilometer durch den Ural fahren werden.

Diese einwöchige Veranstaltung wird jedes Jahr durchgeführt und soll großes internationales Interesse gefunden haben.


Leider Kann ich mit denen nicht mitfahren, weil ich Freitag den Werkstatttermin bei BMW habe und es auch zuviel verlangt wäre, mit meiner schweren Straßenmaschine durch unbefestigte Uralwege zu manövrieren.

Im Motorradmuseum


Außerdem würde es meine gesamte Planung sprengen, denn so etwas muss ich rechtzeitig im Voraus einplanen können, damit es machbar wird.

Es geht dann zurück zu seiner Firma, noch ein Kaffee und die Adressen ausgetauscht, denn er möchte zum Baikalsee fahren und in den nächsten Jahren auch mal nach Deutschland.


Vielleicht besucht er mich in München, dann werde ich ihm ein ebenso guter Gastgeber sein und meine Stadt zeigen.

Ich bin dann aber gespannt, ob beim BMW-Museum in München, mit so weit angereistem Gast, auch ein kostenloser Eintritt ermöglicht wird.

Aber es gibt auch viele andere Sehenswürdigkeiten in München und Umgebung.

Vielleicht ist dann sogar ein gemeinsamer Motorradausflug in die Alpen möglich.

Den Baikalsee mit dem Motorrad zu besuchen, würde mich auch reizen.

Ist aber erst einmal nicht geplant.


Die Rückfahrt nach Jekaterinburg wird mir noch kurz von Gennadiy aufgezeichnet und erklärt, dann verabschiede ich mich herzlich und fahre problemlos zurück.

An der Straße angebotene Birkenzweige.


Auf der Rückfahrt mache ich dieses Foto.

Es werden Birkenzweige für die Nutzung in der Sauna, auf russisch Banja, zum Verkauf angeboten.


Ankunft am Hotel Luna 2000 bei Tachostand 109.252.

Am nächsten Morgen fahre ich gleich zu BMW wegen der geplanten Inspektion.

Dort bekam ich die ernüchternde Mitteilung, der Ölfilter sei von Moskau noch nicht eingetroffen.

Man rechne zwar jeden Tag damit, aber leider gibt es Probleme beim BMW-Auslieferungslager in Moskau.


Ein Kunde kommt vorbei und gibt eine Melone ab.

Gleich wird diese aufgeschnitten und an alle Umstehenden verteilt.

So bekomme ich auch etwas davon ab.


Ich verschiebe den Werkstatttermin um einen weiteren Tag, mit der Hoffnung, dass die Lieferung noch am Freitag Nachmittag eintrifft.

Vom BMW-Motorrad-Mitarbeiter lasse ich mir noch die Koordinaten heraussuchen, die zu den besonderen Europa-Asien-Grenzmarkierungen am Ural führen sollen.

Er schaut schnell im Internet nach und wird fündig.

Damit steht fest, dass ich den Freitag für eine Ural-Tour nutze, um zur tollen Grenzmarkierung mit dem großen weißen Monument zu fahren.

Auf der Fahrt noch ein Tankstopp für 10 Liter bei Kilometer 109.415.

Ortseingang von Nischni Tagil.

 

Mein Navi zeigt für das heutige Ziel rund 300 Kilometer an.

Auf halben Weg, bei Nischni Tagil, führt mich mein Navi erst durch die Stadt, dann durch ein Fabrikgelände.

Das Straßenpflaster hört plötzlich auf.


Es gibt zwar noch ein Hauptstraßenschild, aber die Straße wird zu einem Weg, der Weg zu einem zweispurigen Pfad.


Es sind noch einige Wochenendhäuser (auf russisch Datschas) rechts und links zu sehen, aber mir ist nicht geheuer, ob ich hier problemlos zur eigentlichen Ausfahrtsstraße durchkomme.

Ich beschließe umzukehren und fahre den ganzen Weg zurück in die Stadt bis zur nächsten größeren Hauptkreuzung und da hilft mir das Navi plötzlich wieder weiter.

Blumenverkauf am Ortsausgang von Nischni Tagil.


Nun führt mich mein Navigationsgerät diesmal gleich zur richtigen Ausfahrtsstraße Richtung Norden.


Kurze Zeit später geht es wieder auf die große Hauptstraße, die ich eigentlich hätte nicht verlassen sollen, denn diese ist auch die Umgehungsstraße der Stadt Nischni Tagil.

Nach weiteren 50 Kilometern steht ein Polizist an der linken Fahrbahnseite und als ich fast auf gleicher Höhe bin, fuchtelt er mit seinem Stab herum, damit ich anhalten soll.

Ich fahr einfach, ohne zu reagieren, mit konstanter Geschwindigkeit weiter!


Ob das gut geht?

Bei der nächsten Polizeistation kümmert sich keiner um mich, so dass ich auch hier nicht nur weiterfahre, sondern auch sicher bin, dass keine Meldung per Funk wegen mir übermittelt wurde.


Bei Katschkanar müsste ich mich in westliche Richtung bewegen.

Mein Navi zeigt mir einen riesigen Umweg nördlich um die Stadt an.

Ortseingang von Katschkanar.


Es ist eine junge Stadt, mit 44.000 Einwohnern.

Der Ort Katschkanar entstand 1957 als kleine Bergwerkssiedlung, im Rahmen des Abbaubeginns, der bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannten Titan-Magnetit-Lagerstätten am gleichnamigen Berg nordwestlich der Stadt, welche erstmalig 1771 von Peter Simon Pallas beschrieben wurde.

Bereits 1959 erhielt der Ort den Status einer Siedlung städtischen Typs und 1968 das Stadtrecht.


Bei der Fahrt in die Stadt hilft meine Papierkarte auf dem Tankrucksack auch nicht weiter.


Ich bin entschlossen, abzukürzen und beschließe einfach Richtung West zu fahren.

Und siehe da, nach anfänglichen Navi- Aufforderungen umzukehren, überlegt sich mein Navi, doch einen kürzeren Weg zu zeigen.

Nun fahre ich eine große, gut ausgebaute Straße in der ungefähren Zielrichtung.


Obwohl die letzten Kilometer der Straße nicht auf dem Navi sind, ist das eingegebene GPS- Ziel schon ganz in der Nähe.

Sogar der Grenzverlauf ist im Navi abgebildet und dient als zusätzliche Orientierungshilfe.


Europa-Asien Grenzmarkierung.


Dieses Bauwerk, welches auf dem Buchumschlag noch deutlicher abgebildet ist, ist zu finden unter GPS bei

58°33`39,1“ N, 59°13`55,6“ O.


Die riesigen weißen Betonschriftzüge von Asien und Europa sind nicht nur von mir ein interessantes Fotoziel.

Auf der Nordseite der Hauptstraße erreicht man das Monument über einen parallel ansteigenden Weg.

Gegenüber, auf der Südseite, ist auch ein Parkplatz zu erkennen.

Diesen steuere ich auch an, um ein Bild einzufangen, wo die gesamte Dimension in den Sucher passt.


Als ich gegenüber auf der Südseite ankomme, ist auf dem Parkplatz auch eine Hochzeitsgesellschaft angereist.

Das Hochzeitspaar und die Gäste, die mit den toll geschmückten Autos daher kamen, fragten gleich, ob sie ein Foto von meinem Motorrad und mir machen dürfen.


Ich antworte: „Selbstverständlich, kein Problem“.

Brautpaar und ich am Grenzpunkt.


So entstand das zauberhafte Bild mit Braut, Bräutigam, mir und im Hintergrund das Monument von Europa / Asien.


Mit Sekt wurde angestoßen und sofort bekam ich einen Becher mit Sekt in die Hand gedrückt.

Mir wurde auch Obst und ein Wurstbrot angeboten.


Um mich zu bedanken, holte ich zwei lange Kaugummistangen, die mit den aufgereihten runden Kaugummis, aus dem Koffer und gab diese den beiden Kindern.

Ich musste mich schweren Herzens verabschieden, um noch rechtzeitig die Rückfahrt anzutreten.

Ansonsten wäre ich noch den ganzen Abend beköstigt worden.


Die Rückfahrt war einfacher, denn diesmal konnte ich der Ausschilderung nach Jekaterinburg folgen und war schneller zurück als erwartet.

Noch ein Tankstopp beim Tachostand 109.415 km, mit 15 Liter 95er ging es dann weiter.


Ich war auch erleichtert, dass die neue Straße nicht am Polizeiposten vorbeiführte, der mich heute anhalten wollte.

Umleitung in Jekaterinburg.


In Jekaterinburg kam ich über eine andere Straße hinein und musste dann aber einer ausgeschilderten Umleitung folgen.

Mein Hotel Luna 2000 erreichte ich mit Kilometerstand 109.859.


Das Wochenende mit Samstag und Sonntag stand bevor und ich unternahm eine Stadtbesichtigung in dieser viertgrößten Stadt Russlands.


Die Stadt Jekaterinburg trug in der Zeit von 1924 bis 1991 den Namen Swerdlowsk und zählte 2006 rund 1`336.500 Einwohner.


Die Region Jekaterinburg ist heute die drittwichtigste Region in Russland nach Moskau und Sankt Petersburg.


Ebenfalls in Jekaterinburg niedergelassen haben sich mehrere Generalkonsulate, darunter auch ein deutsches.

Das deutsche Konsulat befindet sich im WORLD TRADE CENTER.


In der Straße „Kubischewa 44“ findet man das deutsche Konsulat mit den GPS- Koordinaten

56°49`40,1“ N, 60°36`55,7“ O.


Während des Zweiten Weltkrieges lagerten die Kunstschätze der Erimitage hier in Swerdlowsk.

Zur Zeit des Putsches 1991 befand sich hier der Bunker mit der „Ersatzregierung“ der Sowjetunion.


Jekaterinburg wurde in 20. Jahrhundert weltweit bekannt, weil die Bolschewiki hier 1918 den letzten Zaren, Nikolaus II., mitsamt seiner Familie ermordeten.

Die bekannteste historische Sehenswürdigkeit der Stadt ist eine Kathedrale (Allerheiligen) an der Stelle, an der am 17. Juli 1918 die Ermordung der Zarenfamilie stattfand.

Dieser Ort wird auch „Auf-dem-Blut-Kathedrale“ genannt und ist mittlerweile ein Wallfahrtsort für Anhänger des russischen Zarentums geworden.

Auf-dem-Blut-Kathedrale (Allerheiligen).


Die Kathedrale wurde 1998 fertiggestellt, auf der Stelle, wo das 1977 abgerissene Ipatjew Haus stand.


Es gibt noch weitere wertvolle Kathedralen in der Stadt, eine Kathedrale wird zur Zeit komplett neu errichtet. Ganz in der Nähe ist die Himmelfahrts-Kathedrale zu finden.

Dort waren gerade einige Kunststudenten dabei, davon eine Zeichnung anzufertigen.

Das Zirkusgebäude in Jekaterinburg.


Das Bild der Stadt wird durch eine diversifizierte Kulturlandschaft geprägt.

Moderne Wahrzeichen sind das Zirkusgebäude und der unvollendete Fernsehturm.

Er gilt als eines der höchsten Investitionsruine der Welt.


Mit dem Bau des Fernsehturms Jekaterinburg, der wie die meisten modernen Fernsehtürme als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt wurde, ist gegen Ende der 80er Jahre begonnen worden.

Er sollte mehr als 400 Meter hoch werden und über ein Restaurant verfügen.


Allerdings gingen zu Beginn der 90er Jahre die finanziellen Mittel aus und der Turmbau wurde eingestellt, als dieser 220 Meter erreicht hatte.


Vom Fernsehturm geht es weiter in Richtung Rathaus.

Der unvollendete Fernsehturm von Jekaterinburg.


Wenn man nun den davor verlaufenden Leninprospekt weiter in südlicher Richtung folgt, wo die Straße geteilt verläuft und zwischen den Fahrbahnen einige Bäume stehen, führt mitten hindurch ein Fußweg. Rechts und links findet man unter Bäumen viele kleine Händlerstände mit allerlei tollen Sachen, die zum Verkauf angeboten werden.

Straßenverkauf auf dem Leninprospekt.


Es gab viele Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus Gesteinsmaterialien die vom Ural stammen.

Grundlage waren die Mineralgesteine Aventurin, Praz, Jasper, Rrhodonite, Malachite, Agate, Garnet, Ophite, Sard, Serpentine, Chalcedone und Quarz.

Aber auch tolle Holzeinlegearbeiten, die oft Saunabildmotive darstellen, gab es zu sehen.


Ich sah Becher als Trinkgefäße aus Malachit, Schalen in Blattform aus Jasper und Halsketten auch aus den anderen Mineralien.


Natürlich war gleich zu Anfang der Verkaufsstände auch ein Stand zu finden, wo Orden, Abzeichen und Militärmützen angeboten wurden.

Bei anderen gab es farbige Tücher, T-Shirt`s mit lustigen Motiven und Strickwaren.


Rechtwinklig zum Leninprospekt beginnt die Wainera-Straße, die als Fußgängerzone ausgebaut wurde.

Gleich zu Beginn ist rechter Hand ein großes modernes Kino und eine Pizzeria zu erkennen.

Die gesamte Straße ist zum größten Teil von renovierten alten zweistöckigen Häusern gesäumt. Aber es sind auch große moderne Hochhäuser mit integriert.


Entlang der Fußgängerzone befinden sich sehr schöne Bronzefiguren.

Der Hochradfahrer mit Felgenschaden.


Da sieht man z.B. einen Hochradfahrer, einen Apotheker mit seinem Bauchladen, einen Mann mit Hund und einen aus dem Fenster herausschauenden Pferdekopf, einen jungen Mann und eine junge Frau barfuß auf einem Geländer sitzend, ein gusseisernes altes Auto mit einem daneben stehenden Herren in Frack, mit Gehstock und Zylinder.


Mitten auf der Fußgängerzone wird von einem DJ Musik gemacht.

Aus den großen Boxen erklingen angesagte Hits.

Sie sollen reichlich Kundschaft für das CD-Geschäft anlocken.


Das Ende der Straße wird durch einen tollen ca. 5 Meter hohen Springbrunnen noch verschönert.


Mitten auf der Fußgängerstraße spielt ein kleiner Junge wie ein Weltmeister Akkordion.

Seine große Tasche braucht der Knabe, denn er Bekommt verdient nicht nur von mir sondern von vielen Passanten Geld zugesteckt.

Ein junger Akkordeonist in der Fußgängerzone.


Hier ist immer was los. Auch am Sonntag sind viele Geschäfte geöffnet.


Ich genehmige mir ein Eis und einen Eistee und später noch einen Milchkaffee mit einem Stück Torte.


Danach fahre ich noch zur Touristinformation, die sich in der „8. März Straße“ Nr. 21 befindet, bei GPS

56°49`59,0“ N, 60°36`00,7“ O.

Dort kann man viel über Sehenswürdigkeiten der Stadt erfahren und auch allerlei Souvenirs erwerben.

Hier komme ich noch einen einfachen Stadtplan, den ich gut gebrauchen kann.


Gleich darauf steige ich hinab zur Metro.

In Jekaterinburg wurde die Metro im Jahre 1991 eröffnet und besteht derzeit aus nur einer von 3 geplanten Linien, die im Sekantensystem ausgebaut werden.

Ich kaufe mir einen Fahrschein und fahre zum Spaß zur Metrostation Dynamo und zurück zur Station „Platz des Jahres 1905“.

Mein Weg führte mich weiter zum zentralen „Platz des Jahres 1905“.

Das Rathaus in Jekaterinburg.

 

Der Platz wurde so benannt, weil er an den „Petersburger Blutsonntag“, der gewaltvollen Niederschlagung einer Demonstration mit ca. 1.000 Todesopfern vom 9. Januar 1905 (nach Julianischen Kalender) bzw. vom 22. Januar 1905 (nach Gregorianischen Kalender) erinnert.


Hier gab es eine große Straßenbaustelle und im Hintergrund wird gerade das Rathauseingangsportal künstlerisch neu bemalt.


Nun geht es weiter Richtung Hauptbahnhof.


Am Bahnhofsvorplatz angekommen, sehe ich vor einem Hotel zwei BMW GS aus Großbritannien stehen. Leider war von den Fahrern nichts zu sehen.


Rund 500 Meter vom Hauptbahnhof befindet sich das alte Bahnhofsgebäude, welches als Eisenbahnmuseum dient.


Dort erfährt man, dass hier in Jekaterienburg auch die erste Dampflokomotive von Russland gebaut wurde.

Figurengruppe „Reisende“ vorm Eisenbahnmuseum.


Es sind die Anfänge des Eisenbahnbaus in der Uralregion um Jekaterinburg auf großen Landkarten dargestellt.

Die großen Anstrengungen beim Bau der Trassen und Brücken werden bildhaft rübergebracht.


Eine Dampflokomotive und eine Diesellock sind im aufgeschnittenen Model zu betrachten.

Aber auch die Elektrifizierung der Eisenbahn wird mit Tafeln, auf denen die elektrische Einspeisung von Bahnstrecken als Schaltplan dargestellt ist, anschaulich erklärt.

Werkzeuge und Materialien für den Gleisbau sind ebenso ausgestellt wie Uniformen des Zugpersonals.


Es befindet sich auch eine Modellbahnanlage im Museum, welche vom Museumspersonal den Besuchern vorgeführt wird.

Zum Schluss des Rundganges werde ich, als weit Angereister, noch gebeten, etwas ins Besucherbuch zu schreiben, welches ich auch tat.


Auf dem Weg zurück durch die Stadt erlebe ich noch eine Verkehrsstörung, verursacht durch eine Straßenbahn.

Straßenbahn auf zwei Gleisen.


Hier musste schweres Gerät herangeschafft werden, um die Straßenbahn wieder auf das richtige Gleis zu heben.

Für mehrere Stunden standen über ein Dutzend Straßenbahnen still.


Es war auch ein Fernsehteam vor Ort, um aktuell von diesem Ereignis zu berichten.


Bei dem Zustand der Straßenbahngleise ist es eigentlich ein Wunder, dass Entgleisungen nicht öfter passieren.


Auf dem Weg durch die Stadt schau ich auch in ein neues, modernes Einkaufszentrum hinein.

Dort ist ein großes Transparent aufgehängt, worauf steht „Miss Jekaterina – Wahl 2008“.


Zurück zum Hotel sehe ich noch einen Bahnübergang einer Hauptstrecke, welcher gerade geschlossen ist.

Wenn hier der Zug kommt, ist nicht nur rotes Blinklicht eingeschaltet und die Schranken geschlossen, sondern zusätzlich erden noch Stahlplatten aus der Fahrbahn herausgeklappt.

Gesicherter Bahnübergang einer Hauptbahnstrecke.


Jeden Morgen um 5.45 Uhr kommt hier ein großer, schwerer, langer Zug mit Hupen in Hotelnähe vorbei, der einen pünktlich wecken kann.

Bei diesem vorbeifahrenden Zug geht sogar die Alarmanlage von einem parkenden Auto an.


Am nächsten Tag fahre ich noch zu einem weiteren markanten Punkt der Europa-Asien-Grenze.


Diesen Punkt findet man auf der alten parallel gelegenen Straße Richtung Perm, bei GPS

56°52`12,5“ N, 60°02`51,7“ O.


Dort steht eine hohe, runde, rote Granit-Säule, auf einem runden Platz mit Treppenabgang zur Straße.

Von dieser Säule, hinunter über die Treppe, werden noch Bodenleuchten eingebaut, die dann auch bei Dunkelheit den Grenzverlauf zwischen Europa und Asien eindeutig kennzeichnen.


Auf dem Rückweg gab es die Möglichkeit über eine kleine Abkürzung zum Europa-Asien-Kaffee zu kommen, welches sich an der neuen Hauptstraße befindet.

Dort gibt es nicht nur Kaffee sondern auch Souvenirs und es werden dort Zertifikate verkauft, die den Besuch am Grenzpunkt bestätigen.


An der hier gelegene Grenzmarkierung findet man auch Holzschilder mit Entfernungsangaben bekannter Orte aus Europa und Asien.

Wegweiser am Grenzpunkt Europa-Asien.


Nach Berlin sind es nur 3.502 Kilometer aber nach Guangzhou sind es schon 5.367 Kilometer.


Am nächsten Tag wird meine 110.000 Kilometer-Inspektion bei BMW-Motorrad in Jekaterinburg durchgeführt. Das Problem war bisher der fehlende Ölfilter, der vom Hauptlager Moskau nicht geliefert wurde. Jewgeniy hat einen neuen Filter anderweitig besorgt, den ich separat zahlen musste. Aber damit konnte ich endlich die Inspektion an meinem Motorrad durchgeführt werden und ich lag somit gut in meinem Zeitplan.


Die Straße nach Tobolsk war in Jekaterinburg relativ leicht zu finden, denn die 1P351 war zu anfangs eine gut ausgebaute 4-spurige Straße, bis plötzlich die große Straße weiträumig um einen Ort führte, aber als Umgehungsstraße noch nicht fertig gestellt war und abrupt endete. Ich hätte auf die ca. 10 Kilometer zuvor abzweigende alte Straße abfahren müssen. Aber nun möchte ich den Weg auch nicht mehr zurückfahren und entschließe mich, nach ca. 500 Meter abzufahren. Eine einfache Straße führt in einen kleinen Ort und ich folge der markierten Hauptstraße, da sonst keine Beschilderung zu finden ist, die die Richtungen zu anderen Orten hätten zeigen können. Dann hatte ich ein ungutes Gefühl und nach Navi war diese Gegend auch nicht mehr übereinstimmend.

Ich hielt an und schaute auf meine Tank-Karte und dem Navi, aber beides konnte mir nicht richtig weiterhelfen. Ein junger Autofahrer sah mich und fragte ob er helfen kann.

Ich erklärte ihm wo ich hinfahren möchte und er meinte nur, ich möchte hinter ihm herfahren. Gesagt getan und nach einigen Abzweigungen im Ort kamen wir zur alten Hauptstraße, die auch wieder auf dem Navi war, an. Ich bedankte mich mit einem kleinen Präsent und er schrieb mir gleich seine Telefonnummer auf und die Zeiten, wann ich ihn erreichen kann, falls ich nochmals Hilfe benötige.

Der Ortsbeginn von Tjumen.

Am Ortseingang von Tjumen gibt es einen großen Kreisverkehr, den ich zweimal umrunde, um mich zu orientieren und alle Ausfahrtsschilder zu lesen. Denn fahre ich nördlich in eine neue Straße bis zu einer Tankstelle entlang. Es war höchste Zeit zu Tanken, die Tankanzeige hatte schon einige Kilometer geleuchtet. Bei Tachostand 110.390 km tankte ich mit 22,4 Liter den Tank randvoll. Ich hatte zuvor der Tankstellenbetreiberin 1.000 Rubel gegeben und gleich nach dem Tanken bekam ich das Wechselgeld mit der Tankquittung ausgehändigt.


Weil kein Schild Tobolsk ankündigte, war ich mir nicht sicher, ob das die richtige Straße war. Ich fuhr bis zu einer Lücke im Betonmittelstreifen, der die Fahrbahnen trennte, um dort zu wenden. Zurück am Kreisverkehr entscheide ich mich durch die Stadt zu fahren.

Ich fuhr durch Tjumen die Leninstraße entlang und hatte Glück, es gab an der nächsten Hauptkreuzung ein Schild mit der Aufschrift Tobolsk, dem ich folgte.


Bevor man in den Ort Tobolsk kommt, fährt man über den Fluss Irtisch. Den Fluss Tobol überquert man ca. 100 Kilometer zuvor. Dieser mündet bei Tobolsk in den Irtisch.

Nachdem man den Ortsnamen in großen Betonbuchstaben am Flusshügel lesen kann, ist auch gleich ein Hinweisschild vom Hotel erkennbar. Die Hauptverkehrsstraße führt östlich an der Stadt vorbei. Bei einer neuen, noch nicht fertig gestellten Straßenbrücke, muss man nach links in Richtung Stadtzentrum. Aber es darf, wegen der Bauarbeiten, nur rechts abgebogen werden. Also biege ich rechts ab und wende bei der nächsten Gelegenheit, um mein heutiges Ziel zu erreichen.

Hotel Slavjanskaja in Tobolsk.

Das Hotel ist dann ganz leicht zu finden, weil man immer geradeaus fährt, bis rechter Hand das Hotel vor einer Ampelkreuzung gut erkennbar ist. Es befindet sich bei GPS 58°13`42,5“ N, 68°16`42,8“ O.

Dieses Hotel hatte ich schon zuvor im Internet abgebildet gefunden.

Kurz vor dem Hotel war auch eine Tankstelle, wo ich für 10 Liter den Tank bei km 110.658 auffüllte. Auffällig ist, dass im Hotel die Angestellten an Bar und Restaurant sehr jung sind, so ca. 18 bis 20 Jahre. Die Erklärung ist, dieses Hotel bildet neue Hotelfachkräfte aus.


In der Nacht, nach 1.00 Uhr, wurde ich durch lautes Klopfen an der Hotelzimmertür geweckt. Ich schaute nicht nach, denn ich war müde und wollte morgen früh meine Motorradtour fortsetzen. Danach klingelte das Telefon und ich verstand nur, dass sich hier ein Biker meldet, der mit mir auf russisch Kontakt aufnehmen möchte. Leider war das eine unpassende Zeit, denn wenn ich jetzt in der Nacht kurz vor 2 Uhr mit ihm ein Bier trinken soll, dann kann ich den notwendigen frühen Start am Morgen vergessen. Und das kann ich mir nicht leisten, wenn ich am nächsten Tag mein Ziel Surgut erreichen möchte.

Am nächsten Morgen sehe ich mir das Motorrad an, aber vom Fahrer ist nichts zu sehen. Der wird sicher noch fest schlafen.

Biathlonzentrum bei Uvat an der 1P404.


Ich tanke noch einmal 10 Liter zu 280 Rubel nach 134 km Fahrt am Hotelneubau bei GPS

59°08`40,1“ N, 68°59`33,4“ O.

Hier befindet sich auch ein großes Biathlonzentrum, das viele Kinder und Jugendliche beherbergt.


Ca. 230 Kilometer vor Surgut befindet sich eine große Polizeikontrollstelle, wo die Straße wie an einer Grenzkontrolle überdacht ist. Ich passiere diese bei den GPS- Koordinaten 60°02`57,2“ N, 71°25`12,5“ O und mit Kilometerstand 110.998. Es werden die Papiere vom Motorrad und der Führerschein eingesehen, dann darf ich die Fahrt fortsetzen.


Nach weiteren 113 Kilometern halte ich am Straßenrand an, um den aktuellen Tachostand von 111.111 km zu fotografieren. Bei diesem Halt sehe ich auf der linken Straßenseite Polizei stehen, die gerade eine Radarkontrolle durchführen. Ich setze meine Fahrt mit angemessener Geschwindigkeit fort.


Die Ortsausschilderung ist mangelhaft. Immer neue Orte mit Kilometerangaben kommen, aber kein Hinweis auf Surgut. Da frag ich lieber noch einmal an der nächsten Tankstelle, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Dies wird mir bestätigt. Ich bin erleichtert, denn ich hätte auch schon in der falschen Richtung nach Chanti-Mansijsk sein können.

Die Straße führt bei Neftejugansk über einen Nebenarm vom Ob.

Erst zwischen Neftejugansk und Surgut befindet sich die große Ob-Brücke.

Straßen- und parallele Eisenbahnbrücke über den Ob.


Das ist ein gewaltiger Fluss.


Nicht zu vergleichen mit den nun klein erscheinenden Flüssen wie Elbe oder Rhein, denn der Ob ist nicht zu unrecht als einer der größten sibirischen Ströme bekannt ist.


Es sind einfach andere Dimensionen.


So gewaltig groß ist das ganze Land, besonders Sibirien.


Am Stadtrand von Surgut mache ich noch einen kurzen Fotostopp.


Bei dem danach folgenden Hauptbrückenkreuz biege ich in Richtung Flughafen ab und nicht gleich ins Zentrum.

Kleines Hotel zwischen Flughafen und Surgut.


Das war eine gute Entscheidung, denn nach ca. 5 Kilometern finde ich diese kleine, neue, nette Gastiniza, die auch preiswerte und gute Zimmer anbietet.


Dieses kleine Hotel ist nach GPS bei

61°18`38,4“ N, 73°23`26,7“ O zu finden.


Ich komme bei Kilometerstand 111.248 an.


Hier bleibe ich zwei Nächte, denn schließlich möchte ich die morgige Sonnenfinsternis hier am 1.8.2008 nicht verpassen.


In dieser Gastiniza ist ein Kaffee, wo ich kurz vor Feierabend noch ein komplettes Abendmenü bekomme, mit Salat, Borsch-Suppe und ein überbackenes Schnitzel mit Kartoffeln.

Danach fahre ich noch zum Flughafen und anschließend erkunde ich kurz die Umgebung.

In der unmittelbaren Nähe an der Flughafenzubringerstraße wird schräg gegenüber des kleinen Hotels eine neue BMW-Niederlassung gebaut. Das BMW-Symbol und Minni stehen schon am Straßenrand, nur das Gebäude ist erst im Stahlskelett fertig.


Nicht ganz unauffällig steht hier auf der Straße ein Polizeifahrzeug, welches Radarkontrollmessungen durchführt.

Polizeiüberwachung auf der Flughafenstraße.


Das Frühstück am Freitagmorgen , dem 1. August 2008, besteht aus einem Kaffee, Brot, warmen Würstchen mit Nudeln und Beilage. Ich besorge mir an der Rezeption einen einfachen Stadtplan von Surgut und auf geht`s mit dem Motorrad ins Stadtzentrum. Ich habe noch viel Zeit und deshalb fahre ich erst einige Orientierungsrunden durchs Stadtzentrum. Hier fahre ich in unmittelbarer Nähe an einer schönen Moschee mit goldenem Minarett, einer russisch orthodoxen Kirche mit goldenen Zwiebeltürmen und einer christlichen Kirche mit dem Kreuz auf der Kirchturmspitze vorbei. Dann stelle ich mein Motorrad am zentralen Hotel im Stadtzentrum, direkt neben dem „Casino-Hauptgewinn: einen Hammer“, ab. Dieses große Gebäude ist nicht nur ein Hotel, sondern in ihm sind auch ein Kino, ein Casino, zwei Geschäftsverkaufsetagen und ein Fastfoodlokal und ein gutes Restaurant zu finden. Um ca. 16.20 Uhr begeben sich alle auf die Straße vor dem Hotel, um die totale Sonnenfinsternis zu beobachten.

SOFI- Begeisterte werden vom örtlichen TV-Sender gefilmt.


Leider macht das einsetzende Regenwetter uns einen Strich durch die Rechnung.

Wo zu anfangs noch mit der speziellen Sonnenfinsternis-Brille die Eintrittsphase des Mondes vor der Sonne betrachtet werden muss, kann man durch die stärker werdende Bewölkung nun ohne Sonnenschutzbrille das Schauspiel beobachten.

Als die Totale eintrat, war es sehr dunkel geworden und es herrschte eine eigenartige Ruhe.

Sogar das örtliche Fernsehen ist vor Ort und berichtet live.


Als man mich, als weit gereisten Motorradfahrer entdeckt, werde ich gleich interviewt.

Man möchte vieles erfahren: Wer ich bin, wie ich heiße, woher ich komme, wie lange ich schon unterwegs bin, wohin ich noch fahren werde usw..


Ein deutscher Sonnenfinsternis-Tourist und dann noch aus München mit dem Motorrad angereist, das gab es noch nie in Surgut.


Das Kamerateam geht dann zu meinem Motorrad, hält die Kamera direkt auf mein Nummernschild, um dann zurückzuschwenken und mich bei der Abfahrt aufzunehmen.


Im Zentrum von Surgut findet man auch dieses bekannte Gebäude.

Man fragt sich gleich: Steht man hoier in London?

Big Ben Nachbildung in Surgut.


Auf dem Rückweg tanke ich noch an einer neuen Tankstelle, wo auch 98er angeboten wird. Bei einem Literpreis von 27,55 Rubel fülle ich meinen Tank bei Kilometer 111.303 und zahle mit der VISA-Karte.


Die Rückfahrt am Samstag von Surgut nach Tobolsk ging problemlos, denn die Straße kannte ich ja schon von der Hinfahrt.

Hinweisschilder von Gasförderstationen.


Dutzende Hinweisschilder rechts und links der Straße zeigten zu vielen Gasförderstationen.

Es wurden auch die Straßenbereiche mit Schildern gekennzeichnet, wo eine Gaspipeline verlief, meist kombiniert mit einem 100 bis 500 Meter langem Halteverbot.

Diese Halteverbotsbereiche gab es auch bei Starkstromfreileitungen, die die Straße überquerten.

Zurück ging es auch problemlos durch die stationäre Polizeikontrollstelle.


Bei der Weiterfahrt kamen mir zwei Motorradfahrer grüßend entgegen, die ich ebenfalls zurückgrüßte. Es war eine sehr lange Straßenetappe, die fast 400 Kilometer betrug, bis ich endlich eine große Tankstelle erreichte. Bei dieser Tankstelle war sehr großer Andrang.

Ich konnte als Motorradfahrer an eine der vorderen Zapfsäulen vorfahren, weil die Autofahrer meist die Tanköffnung auf der rechten Wagenseite hatten und somit nicht jede Zapfsäule belegt war.

Bei meinem Tachostand von 111.700 Kilometer tankte ich 20 Liter 98er, diesmal für 29 Rubel pro Liter.


Am Ortsausgang von Tobolsk folgte ich der Beschilderung, die das Zentrum ankündigte, aber diese Seite der Stadt war mir fremd.

Ich hatte leicht Orientierungsschwierigkeiten und fuhr erst einmal eine Tankstelle an, mit Kilometerstand 111.902, bei der ich für 10 Liter 95-ziger tankte.

Nach einem Hin und Her fuhr ich nach Bauchgefühl Richtung Zentrum, bog an einer Abzweigung richtig ein und nach kurzer Zeit erkannte ich das Hotel von meiner Hinreise.

Dort wieder eingescheckt, das Gepäck abgeladen, geduscht und umgezogen, hatte ich noch den halben Tag vor mir und machte mich auf, den Kreml von Tobolsk zu besuchen.

Kremlanlage von Tobolsk.


Die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist der für Sibirien untypische steinerne Kreml, dessen Ausbau von Peter dem Großen angeordnet wurde.

Alle zugehörigen Bauwerke des Kreml sind eine einzigartige Augenweide.

Die blauen und goldenen Turmkuppeln sehen im strahlenden Sonnenschein einfach toll aus.

Tobolsk ist die älteste russische Stadt Sibiriens, die 1586 gegründet wurde.

Die Stadt war im Jahre 1917 Durchgangsstation der letzten russischen Zarenfamilie Romanow auf der Flucht vor den ausständigen Bolschewiki.

 

Heute besuche ich das hoteleigene Restaurant Romanow.

Nichtraucherrestaurant Romanow im Slavjanskajahotel.


Am Abend gönne ich mir ein Schlemmermenü im Nichtraucherrestaurant „Romanow“ in der 6. Etage des Hotels in Tobolsk.

Schon wenn man den Aufzug in der 6. Etage verlässt, wird man von einen Portier begrüßt.

Im Vorraum fällt gleich das große Reiterbild des Zaren Nikolaus II. Auf.

Das Restaurant hat eine zusätzliche zweite Ebene, die mit einer Treppe erreichbar ist.

Im Deckengewölbe ist die letzte Zarenfamilie abgebildet.

Der Raum wird durch einen großen Kronleuchter ausgeleuchtet.

Alle Tische sind eingedeckt.

Auf jedem Tisch steht ein kleines Tischglöckchen.

Unten wird gekonnt Klavier gespielt und oben nehme ich Platz.


Die Bedienung ist sehr erfahren und kennt sich perfekt mit der Etikette aus.

Ich bestelle mir ein Budweiser, einen Salat „Sibirski“, eine Soljanka, Pelmenis, Weißbrot und Schwarzbrot.

Zum Nachtisch ein Eisbecher „Kombinaschija“, einen Tee „Tschai germanija“ und zum Abschluss einen armenischen fünf Sterne Kognak.

Auf der Rechnung kam die stolze Summe von1.698,- Rubel zusammen.

Aber das war es einmal Wert.

Heute am 3. August starte ich nach dem Frühstück meine Fahrt um 8,15 Uhr, die mich über Tjumen bis nach Jekaterinburg führt. Gleich nach Ortsausgang führt eine Brücke über den Irtisch.

In Tjumen nehme ich mir diesmal vor die Umgehungsstraße zu nehmen. Am Ortseingang steht eine große Hinweistafel mit den Hauptzielrichtungen aller Straßen, die wie folgt übersichtlich angeschrieben sind:

01 = Jekaterinburg

02 = Kurgan

03 = Omsk

04 = Tobolsk + Surgut

05 = N. Tawda

06 = Roscjino

Soweit so gut.

Aber es gibt eine Umleitung und dort ist keine Ausschilderung der einzelnen Richtungen mehr aufgestellt. Also geht es mehr recht als schlecht mit dem Kompass weiter, um die Richtung nach Jekaterinburg zu halten. Nach der einen Baustelle kommt die andere und zwischendurch sind Ortsangaben angeschrieben, die mir überhaupt nicht weiterhelfen.

Schließlich finde ich dann doch die richtige Ausfahrt nach Jekaterinburg und komme dann gut auf der neuen asphaltierten Straße voran.

Zwischen Tjumen und Jekaterinburg auf der 1P351.


Diese Schilder Brücke ist bei GPS 57°01`45,1“ N, 63°24`35,3“ O.

Demnach ist es bis nach Jekaterinburg 190 Kilometer, Moskau 2.340 Kilometer und Sankt Petersburg 3.040 Kilometer weit.


Knappe 30 Kilometer hinter Tjumen beginnt der Oblast Jekaterinburg. Hier funktioniert mein Navi wieder, denn es kann plötzlich die Berechnung wieder durchführen.

In Jekaterinburg angekommen führt mich mein Navi einwandfrei zum bekannten Hotel Luna 2000. Dort werde ich diesmal eine Nacht verbringen und danach geht es weiter über Celjabinsk nach Ufa. Am Straßenrad steht ein neongelbes Schild mit dem Hinweis „Licht einschalten und angurten“. Das Wetter wird zusehends schlechter und die Regenwolken dicker. Celjabinsk kann ich über die Umgehungsstraße weiträumig umfahren.


An einer Tankstelle halte ich bei Kilometer 112.762, tanke 18 Liter und ziehe meine Regenkombi über. Kurz darauf, als ich gerade mit dem Tanken fertig bin, kommen zwei GS-Fahrer und halten ebenfalls an dieser Tankstelle.

Zwei Briten mit ihren Motorrädern von Novosibirsk auf Heimfahrt.


Die Motorräder kommen mir doch bekannt vor? Wir kommen gleich ins Gespräch und so erfahre ich, dass die beiden Briten vor einer guten Woche in Jekaterinburg waren, dann bis Novosibirsk zur Sofi weiterfuhren, aber nun auf der Heimreise sind.

Nun erinnere ich mich auch wieder. Die Motorräder hatte ich am 27.07.2008 in Jekaterinburg vor dem Hotel gegenüber dem Hauptbahnhof gesehen und fotografiert.


Von den heutigen 630 Kilometern bin ich fast 430 Kilometer im Regen gefahren.


Bei der Überquerung des Urals fuhr ich stellenweise durch die Wolken, bzw. durch dichten Nebel. Etwas tiefer durch ein Tal wieder im Regen.


Dann sah ich auf einem linksseitigen Rastplatz einen großen LKW mit Aufleger, der komplett umgestürzt war und auf der Seite lag.

Die Miliz war schon vor Ort und hat den Schaden begutachtet.


Bei der Weiterfahrt über den Ural, nach der Asien-Europa Grenze, stand am rechten Straßenrand ein PKW mit französischem Eurokennzeichen. Die Motorhaube offen und der Fahrer hat heftig gewunken, damit ich anhalte. Also hielt ich an.

Der Mann sagte: Bitte helfen sie mir, ich habe eine Panne und kein Geld. Er zog seinen dicken Goldring ab, gab ihn mir und bat um Geld. Ich solle sagen was ich dafür geben könnte, denn der Ring würde über 200 Euro wert sein.

Wenn man helfen kann, dann sollte man das tun, sagte ich mir.

Ich hatte kurz überlegt, was ich von meiner Reisekasse problemlos entbehren könnte.

Dann holte ich 100 Euro heraus und gab es dem französischen Pannenopfer, der einen rumänisch stammenden Eindruck machte. Dieser bedankte sich überaus herzlich, küsste meine Hand, verbeugte sich mehrmals. Danach rief er seinem Mitfahrer zu, er möchte sich auch bei mir herzlich bedanken für die Hilfe. Den Ring steckte ich kurz in die Hosentasche und fuhr dann weiter nach Ufa, um meine Tagesetappe zu schaffen.


Nur einige Kilometer weiter war auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine gleiche Situation zu erkennen, auch ein PKW als Pannenfahrzeug. Da hatte ich bereits große Zweifel. Ob das nicht eine reine Abzocke war?


Meine Fahrt ging auf der M5 weiter, bis ich in Richtung Ufa von der M5 rechts abbiegen musste. Ich kam an der Ortstafel von Ufa vorbei, überquerte den Fluss Ufa und dachte gleich im Zentrum zu sein und ein Hotel auf der Leninstraße zu entdecken.

Aber es war kein Hotel in Sicht und ich hatte ein größeres Problem, denn mein Tank war schon fast leer. Es war auch auf den nächsten Kilometern Stadtfahrt keine Tankstelle zu sehen. Es regnete noch immer in Strömen, als ich an einer Kreuzung rechts abbog und ein Miliz-Auto stehen sah.

Ich fahre zu ihm hin und fragte nach der nächsten Tankstelle.

Die Polizisten in dem Auto diskutierten kurz, wo die nächste offene Tankstelle sei, als einer zu mir sagte: „Bitte folgen!“


Dann haben sie mich zur nächsten Tankstelle gelotst.

Die hätte ich so schnell nicht gefunden, so versteckt war sie.

Als sie sahen, dass ich die Zapfpistole abnahm, waren sie sofort wieder abgedüst, bevor ich sie noch fragen konnte wo das Hotel zu finden war.


Beim Tachostand von 113.230 Kilometer tanke ich 20 Liter.


Ich irre weiter in Ufa herum, in der Hoffnung im regen die zentrale Leninstraße zu finden.

Da kommt ein PKW, fährt rechts neben mir heran, die Fahrerscheibe geht herunter, sie sehen, dass ich suchend bin.

Auf meine Frage nach der Leninstraße antworten sie, ich möchte ihnen hinterher fahren.

Es geht kilometerweit durch die Stadt.

Es war mir nicht bewusst, wie groß Ufa ist.


Dann fahren wir auf einer großen Straße an einer BMW-Niederlassung vorbei und mein vorausfahrender PKW schaltet die Warnblinker ein und hält kurz an um mir mitzuteilen, dass ich jetzt nur noch rechts abbiegen soll, dann währe ich am Ziel. Sie müssen links abbiegen und zum Abschied drückten sie mir noch ihre Visitenkarte in die Hand, wo ihr kleines Kaffee namens „Milli“ mit der Straßenangabe Leninstraße 84 abgebildet war.

Ich bedanke mich und biege rechts ab.


Dann finde ich, nach einer Ehrenrunde um den kleinen Kreml, das gesuchte Hotel.

Leninstatue in Ufa.


Das gefällt mir von außen schon nicht und ich beschließe vorerst zur BMW-Niederlassung zu fahren, um noch mein Kupplungsbowdenzug zu ölen, weil er nach der heutigen langen Regenfahrt schon quietscht.


Dort werde ich freundlich begrüßt und mein Kupplungsbowdenzug wird als Kundenservice sofort geölt.


Dann frage ich nach einem Hotel in der Nähe und die Mitarbeiter von BMW fertigten mir gleich eine Skizze an, zeigten, wie ich fahren muss, damit ich das Hotel Azimut erreiche.

Das Hotel Azimut in Ufa.

 

Es liegt nach GPS bei 54°46`26,1“ N, 56°01`32,9“ O und ist auch unter www.azimuthotels.ru zu finden.


Am Hotel angekommen, lade ich mein Gepäck ab, es hört auf zu regnen und die Sonne kommt noch am Abend heraus.

Hinter dem Hotel ist auch gleich der bewachte Parkplatz zu finden.

Der zentrale Paradeplatz in Ufa.


Schnell hatte ich mein Gepäck auf mein Hotelzimmer geschafft, kurz geduscht und neue Sachen angezogen. Anschließend machte ich noch einen Stadtspaziergang im abendlichen Sonnenschein.


Am nächsten Morgen füllte ich noch das letzte Motoröl auf und konnte endlich meine alte Ölflasche entsorgen, um Platz zu schaffen im Topcase. Dann frühstückte ich gut und reichlich im Hotel, bevor die Motorradfahrt nach Orenburg weitergeht.

Es zog erneut Regen auf und so zog ich gleich die Regenkombi über. Aber nach einigen Kilometern wurde das Wetter immer besser und es wurde auch immer wärmer, so dass ich die Regenkombi ausziehen konnte und wegen der Hitze auch schnell ausziehen wollte.

Heute hatte ich nur eine kleine Etappe von ca. 360 Kilometern vor mir.

Es wurde immer wärmer, je weiter ich nach Süden kam.


Orenburg befindet sich südwestlich der Südausläufer des Uralgebirges.

Die Universität in Orenburg.

 

Die Stadt mit über 500.000 Einwohnern liegt auf etwa 150 Metern über dem Meeresspiegel an der Einmündung der Sakmara in den Ural, der Orenburg durchfließt und einen Teil der Grenze zwischen Europa und Asien bildet.


Gleich gegenüber von der Universität fand ich eine Bank, wo ich noch mal Geld getauscht habe. Nach kurzer Weiterfahrt durchs Stadtzentrum freue ich mich, als ich ein zentrales Hotel entdecke. Das Hotel hat den Namen „Fackel“ und es liegt in der preiswerten Klasse.

Wie immer gehe ich zur Rezeption und frage nach einem Zimmer. Aber hier gibt es ein Problem. Man möchte mir erst ein Zimmer geben, wenn ich mich polizeilich melde.

Ich soll ein Dokument mit Stempel und Unterschrift besorgen.

Man hat mir ein Musterformular für diese Anmeldung kopiert und ausgehändigt.

Ein Hotelgast wurde hinzugezogen, um mir zu erklären wie ich zu diesem Meldeamt komme. Dazu müsse ich die Straße hoch, links in die nächste Straße abbiegen, bis dann wieder links ein Basar zu finden ist und dort in ein Haus mit der Nummer 56 in der 2. Etage gehen.


Dieser Aufwand war mir, auf deutsch gesagt, zu blöd.


Ich fragte nach dem Hotel Britz, welches ich bei den Urlaubsvorbereitungen bereits aus dem Internet unter www.britz-hotels.ru kannte.

Das Hotel Britz in Orenburg.

 

Die hilfsbereite Hotelangestellte zeichnete mir kurz zwei Kreisverkehre auf fuhr mit dem Kugelschreiber um den einen Kreis s-förmig herum und beim zweiten Kreis dreiviertel herum, dann würde ich beim Hotel Briz sein.

Leider war mir diese zu einfache Wegbeschreibung ohne jeglichen Maßstabbezug nicht wirklich hilfreich. Ich fragte lieber einen einheimischen Taxifahrer, handelte den Preis von 150,- Rubel vorher aus und dann fuhr er voraus. Das war auch gut so, denn es ging durch die ganze Stadt bis zu einem Gewerbegebiet, wo dann erst nach einer Toreinfahrt das Hotel auftauchte.

Nach GPS ist das Hotel Briz zu finden unter

51°48`18,9“ N, 55°09`31,3“ O.

Hier bekam ich ohne Probleme sofort ein Zimmer und von polizeilich melden war hier überhaupt keine Rede. Dann fuhr ich noch schnell zur Tankstelle, welche ich auf der Herfahrt schon gesehen hatte und tankte mit der VISA-Karte 15 Liter. Zurück zum Hotel und nun stand mein Tacho auf 113.630 Kilometer.


Hier im Gewerbegebiet befindet sich neben dem Hotel eine Autowaschanlage, die ich mit meinem Motorrad anfahre, um es gründlich zu waschen. Das tut auch Not, nach der letzten Regenfahrt. Man zahlt im Voraus 100 Rubel und dann sind mehrere Angestellte eifrig dabei meine BMW auf Hochglanz zu bringen.

Mit dem sauberen Motorrad fahre ich am nächsten Tag südlich in Richtung Kasachstan zu dem Ort Sol-Ilezk, der bekannt ist durch den Raswal-See.

Eingang zum Salzsee von Sol-Ilezk.

 

Der Raswal ist ein kleiner Salzsee am südlichen Stadtrand von Sol-Iljezk in der Oblast Orenburg. Im Volksmund wird der See auch Soljanka genannt.

So ein Badeerlebnis im Salzsee muss man hier einfach mitnehmen.

Der Raswal als Kurort bei Sol-Ilezk.


Das Wasser des Sees ist wegen des hohen Salzgehaltes dichter als der menschliche Körper, so dass man beim Schwimmen nicht untergehen kann.Der See ist seit 2002 touristisch erschlossen, es gibt eine Reihe von Verkaufsständen, Restaurants, eine Stranddisco, ein Vergnügungsgelände an einem benachbarten Süßwassersee und einen bewachten Parkplatz.

Der Eintritt kostet 100 Rubel und das Parken für mein Motorrad kostet 10 Rubel pro Stunde.


Also Motorrad auf dem Parkplatz abgestellt, Eintritt an der Kasse bezahlt und mit den Badesachen durch die Sperre. Im Kurort-Gelände stehen einige Imbissbuden und Souvenirstände am östlichen Seeufer. Der See war gut besucht und deshalb suche ich nach einem geeigneten Platz um meine Sachen abzulegen.

Ca. 5 Meter vor dem See war eine kleine Betonbrüstung. Diese nutzte ich um mein Handtuch, die Motorradhose und die Stiefel abzulegen. Dann gehe ich über den Kiesstrand erwartungsvoll in den Salzsee hinein. Es ist ein tolles Erlebnis, wenn man ungewohnt oben schwimmt und nicht untergehen kann. Nach rund 15 Meter ist man im tiefen Wasser und bei senkrechter Haltung schaut man bis zur Brust heraus.


Es muss so wie im berühmten Toten Meer sein.

Nach dem Badeerlebnis ging ich zum Parkplatz, um mein Motorrad zu holen.

Dort wurde ich noch von einem alten Mütterchen angesprochen, etwas für einen guten Zweck zu spenden. Ich hatte noch 10 Rubel in der Hand, die ich spendete.

Das alte Mütterchen hat sich herzlich bedankt und mir ein Blatt Papier in die Hand gedrückt, mit Stempel und Unterschrift.


Dann machte ich mich auf den Rückweg nach Orenburg.

Landschaft zwischen kasachischer Grenze und Orenburg.


Auf der Rückfahrt geht es durch eine sehr schöne, leicht hüglige Steppenlandschaft.

Es ist das Gebiet zwischen Kasachstan und dem Uralfluss südlich vor Orenburg.


Vor Orenburg steht der Ortsname in großen Betonbuchstaben geschrieben.

Dann ist es nicht mehr so weit bis zum Uralfluss.


Direkt vor Beginn der Flussbrücke biegt westlich eine kleine Straße ab, die neben der Brücke bis zum Damm führt.


Dort stelle ich mein Motorrad ab und gehe zu Fuß den Damm zum Uralfluss hinauf.

Dort, in unmittelbarer Sichtweite von der Brücke, steht eine hohe viereckige Betonsäule mit einer goldenen Kuppel.

Diese markiert die Grenze von Asien und Europa am Ural-Fluss.

Grenzmarkierung Asien-Europa am Ural-Fluss.


Nach dem kurzen Fotostopp geht es zurück zur Brücke, über den Uralfluss, durch die Stadt zum Hotel Briz. Dort angekommen, steht der junge Hotelpage und hält mir die Tür auf. Ein Hotelgast spricht mich an, weil er sich für das Motorrad interessiert.

Er will alles wissen, angefangen mit der Frage: „Was kostet das Motorrad? Woher komme ich und wohin fahre ich noch? Was ist das für ein Motorrad? Wie viel Kubik hat es? Wie schnell fährt es? Hat es ABS? Usw...“


Am Abend fahre ich noch tanken, weil ich morgen früh keine Zeit verlieren möchte, da es eine lange Etappe werden kann.

An der Tankstelle angekommen bezahle ich mit meiner VISA-Kart für 15 Liter, denn ich nahm an, diese 15 Liter auch in meinen Tank zu bekommen.

Aber es gingen maximal nur 14,5 Liter hinein und der Tank war randvoll. Weil ich mit Kreditkarte bezahlt habe konnte man mir kein Rückgeld für den nicht getankten halben Liter geben.


Ich wollte auf den halben Liter verzichten.


Die Frau von der Tankstelle aber hat sofort Alarm geschlagen, ihre Kollegin hinaus geschickt, diese hat den halben Liter in eine leere 2-Liter Trinkflasche gefüllt und anschließend mir in die Hand gedrückt.

Nach dem Motto, was bezahlt ist, muss auch mitgenommen werden!


Es geht bei 33°C zum Hotel zurück und ich parke bewusst im Schatten, damit nicht das Benzin im vollen Tank sich sehr ausdehnt und überläuft.

Die Keller-Bar im Hotel Briz.


Zum Abend gehe ich in die hoteleigene Kellerbar, um etwas Gutes zu essen und dazu ein Bier zu trinken. Die Bar ist in einem nachgebildeten Natursteingewölbe eingerichtet. Ein Flachbildschirm überträgt das Fernsehprogramm und im Tresen der Bar ist ein Aquarium mit großen Fischen eingebaut. Das Essen war schmackhaft und reichlich, nur beim Nachtisch fand ich einen abgeschnittenen Milchtüteneckenschnipsel der dort nicht hingehörte. Ich reklamierte und kurze Zeit später bekam ich einen neuen Nachtisch serviert.


Am Morgen des 7. August 2008 bepackte ich mein Motorrad und starte gleich nach dem Frühstück in Richtung Samara. Die Fahrt beginnt bei leichtem Nieselregen. Die richtige Straße in Orenburg habe ich nach anfänglichem Suchen gefunden. An einem großen Straßenbrückenschild lese ich: geradeaus Uralsk 288 km, Samara 411 km und rechts abbiegen nach Kasan 716 km, Ufa 369 km. Der Regen hat bald aufgehört, das Wetter wird wieder sommerlich schön und ich folge der Hauptstraße bei Buzuluk. Die Straße führt immer in nördliche Richtung und ich weiß, dass ich eigentlich nach Navi und Karte westlich halten muss. Was machen? Umkehren und die richtige Straße finden? Oder hoffen, dass es bald ein Hinweisschild gibt.

Ich habe Glück, ein Schild zeigt mir an einer großen Kreuzung den Weg nach Samara.


In einer kleinen Ortschaft fahre ich, mit Kilometerstand 114.169, die einzige Tankstelle an, um 20 Liter zu tanken. Ich fahre weiter bis kurz vor Samara, als plötzlich wegen eines LKW-Unfalls die Polizei die Straße gesperrt hat.

Auf der M5 zwischen Samara und Toljatti.


Aber nach 20 Minuten, als ich nach und nach an der wartenden Autoschlange vorbei war, konnte ich die Fahrt fortsetzen.


An diesem Hinweisschild mache ich gerade einen kurzen Fotostopp, als zwei Motorräder vorbei fahren. Ich fahre den Motorrädern nach und hole sie auch bald ein. Beim gegenseitigen Überholen machen wir uns verständlich, gemeinsam ein ideales Tempo zu finden. Das eine Motorrad hat ein Kennzeichen von Moskau und das andere eins aus Jekaterinburg.

Zwischen Toljatti und Zigulevsk fahren wir an einem übergroßen Stauwerk über die Wolga.

Es ist sehr viel Verkehr auf der M5 und es kommt zum plötzlichen Stau.

Der Motorradfahrer aus Jekaterinburg bremst zu spät und fährt leicht auf einen kleinen Lieferwagen auf. Ich stelle gleich die Warnblinker ein und wir warten gemeinsam auf die Polizei. Dabei kommen wir ins Gespräch und stellen fest, das gleiche heutige Tagesziel Penza zu haben.

Kleiner Unfall auf der M5.


Am kleinen Lieferwagen ist kaum etwas zu sehen, aber am Motorrad ist der Scheinwerfer etwas eingedrückt.


Die Polizei ist schnell zur Stelle, nimmt den Unfall auf und wir können die Tour gemeinsam fortsetzen.


Nach weiteren runden 100 Kilometern machen wir eine Pause bei einem kleinen Straßenimbiss.


Ich lasse mich beraten, was es gutes zu essen gibt und bin positiv überrascht über die leckeren Speisen.


Beide Motorradfahrer mit ihren Freundinnen sind auf dem Weg von Jekaterinburg nach Moskau. Weil ich auch nach Moskau fahre, schlagen sie mir vor interessante Bikerpunkte in Moskau zu zeigen.

Baustellenampel auf der M5 Richtung Moskau.


Tanja und Boris erzählen mir, dass der kleine Unfall nicht der erste war.

Ein großer Vogel sei bereits an den Scheinwerfer geknallt und hatte diesen beschädigt.


Leider, wie es sich später zeigt, wird es auch nicht der letzte Unfall sein.

Bei einem gemeinsamen Tankstopp fülle ich noch einmal 15 Liter in meinen Tank.


Weiter auf der M5 Richtung Moskau mussten wir an einer Baustellenampel warten.


Über der roten Ampel war noch eine Zeitanzeige für die verbleibenden Minuten und Sekunden der Rotphase.

Danach geht es schnell weiter bis wir an eine Autoschlange kommen, die wir nach und nach überholten, bis zu einem Polizeiauto mit Rot- und Blaulicht.

Vor dem Polizeiauto fahren über ein Dutzend große schwarze und weiße Autosmit dunklen Scheiben.

Die beiden vorausfahrenden russischen Biker setzen zum Überholen an und fuhren an dieser Kolonne vorbei.

Da ich sie nicht verlieren wollte, fuhr ich ebenfalls an die zügig fahrende Kolonne vorbei.

Als ich fast an allen Limousinen vorbei war, deren Scheiben nicht einsehbar waren, scherte ein Wagen plötzlich aus und versuchte mich abzudrängen.

Nur durch ein geschicktes Ausweichmanöver und ein beherzter Dreh am Gasgriff führte mich schnell vorbei.

Aber die Freude über das schnelle Vorankommen war bei der nächsten Polizeikontrolle dahin.

Wir wurden gestoppt und uns wurde klargemacht, dass wir die Kolonne nicht hätten überholen dürfen, denn in dieser Autokolonne war Medwedew, der Präsident Russlands, auf einer Visite unterwegs.

Den Präsidenten des größten Landes mit dem Motorrad einfach zu überholen war natürlich ein kapitales Verkehrsvergehen!


Unsere Führerscheine und Fahrzeugscheine wurden eingesammelt.

Wir sollen eine Strafe über 15.000 Rubel zahlen!


Ich habe zusätzlich meine russische Übersetzung von den „Blue Knights“ übergeben.

Das ist eine Vorstellung über die Vereinigung der Motorrad fahrenden Polizisten, die es in vielen westlichen Ländern gibt.

Ob man nun dachte, dass auch ich ein deutscher Motorradpolizist bin, war mir egal.

Tanja und Boris fragten mich, ob ich Polizist bin. Ich sagte nein.

Daraufhin sagten sie, dass ich nicht verraten soll, dass ich kein Polizist bin.

Ich soll mich abseits halten und sie würden das jetzt regeln.

Nach einer sichtbar freundlicheren Unterhaltung zwischen meinen russischen Motorradfreunden und dem Milizionär, wurde die Strafe auf 1.000 Rubel reduziert.

Sie kamen freudestrahlend vom Polizeiauto zurück und waren glücklich , nicht die hohe Strafe zahlen zu müssen.

Sie waren froh, dass ich dabei war und den Zettel von den Blue Knights dabei hatte.

Wir bekamen unsere Papiere zurück und konnten unsere Fahrt fortsetzen.

Der Milizionär hat uns noch den guten Rat gegeben, bei der nächsten Staatskolonne lieber nicht zu überholen.


Es waren immer noch rund 200 Kilometer bis Penza.

Wir machten eine zweite Kaffeepause und es fing langsam mit regnen an.

Ich zog meine Regenkombi an und zog auch die Tankrucksackregenhaube über meinen Tankrucksack. Dann sollte ich in der Mitte, zwischen dem vorausfahrenden Biker aus Moskau und dem hinterherfahrenden Biker aus Jekaterinburg, fahren.

Da wir wegen der Polizeikontrolle schon spät dran waren und bis nach Penza noch kommen wollten, wurde auf der verkehrsreichen M5 oft überholt.

Bei den Überholvorgängen wurden wir weit auseinander gezogen, so dass wir oft nicht mehr in Sichtweite waren. Ich konnte meinem vorausfahrenden Biker immer noch folgen, aber bei dem schlechten Wetter den nachfolgenden Scheinwerfer nicht immer dem zweiten Biker zuordnen. Nach einigen Kilometern war der hinter mir fahrende Biker nicht mehr im Rückspiegel. Ich verlangsamte meine Geschwindigkeit und gab meinem vorausfahrenden Biker mit Lichthupe Zeichen zum Anhalten.

Wir warteten ein paar Minuten, dann entschlossen wir uns umzukehren.


Auf der Rückfahrt kamen uns einige LKW-Fahrer entgegen, die uns mit hochgehaltenen gekreuzten Armen signalisierten, dass ein Unfall passiert ist.

Und wirklich.

Der Motorradfahrer aus Jekaterinburg war mit seiner Freundin schwer gestürzt.

Als wir an der Unfallstelle ankamen, lag die 1300er Yamaha kaputt auf dem Seitenstreifen und den Biker hatte man schon ins Krankenhaus gebracht.

Seine Freundin trafen wir noch verletzt am Boden liegend an, als auch sie kurz darauf von einem weiteren Krankenwagen „verladen“ wurde.


Das war der Tiefpunkt der Reise.


Tanja sagte zu mir, dass ich allein nach Penza weiterfahren soll, denn sie würde mit Boris erst einmal zum Krankenhaus fahren, sich um das Motorrad kümmern und dort irgendwo übernachten, um alle Formalitäten zu klären.


So schnell ist man wieder allein unterwegs und die tollen gemeinsamen Pläne für Moskau geplatzt.

Das Stadion von Penza.


Ich erreichte Penza und musste ein Hotel finden, als es schon dunkel wurde.


Nach der heutigen längsten Etappe von 900 Kilometern, fuhr ich in der Stadt hin und her, fand aber kein Hotel und fragte einen Taxifahrer.


Der konnte mir aber auch nicht helfen.


Also fuhr ich weiter über mehrere Brücken in westlicher Richtung, bis ich den Schriftzug Gastiniza sah.

Es war ein kleines Hotel direkt am Fußballstadion von Penza.

Das Hotel war am Abend nicht direkt über den Hoteleingang zu erreichen, sondern man musste durch einen Gaststätteneingang und über zwei Etagen hinauf gehen.

Das kleine Hotel „KaGau“ liegt bei GPS 53°13`22,4“ N, 44°59`56,3“ O und dort kostet die Nacht 1.600 Rubel.


Von Moskau aus, liegt die Stadt Penza 625 Kilometer süd-östlich.

Die Festung Penza wurde im 17. Jahrhundert erbaut.


In dem Gebiet um Penza wurden ab August 1918, auf Befehl Lenins, von der Tscheka die ersten Strafgefangenenlager der jungen Sowjetunion gebaut.


Penza ist heute eine über 500.000 Einwohner zählende Stadt, die 1663 noch als Vorposten an der damaligen südöstlichen Grenze zu Russland lag.


Hölzerner Wehrturm unweit von Penza an der M5 Richtung Moskau.


Nachdem ich an diesem hölzernen Wehrturm vorbeifuhr, sah ich rechts an einer Tankstelle einen Motorradfahrer gerade losfahren.


Dieser Biker hatte mich bald eingeholt und wir fuhren ein gemeinsames Tempo.


Nach einigen Kilometern Fahrt machten wir gemeinsam eine Pause.

Der Biker „Wolf“ von Moskau.


Er erzählte mir, dass er auf der Heimreise nach Moskau ist.

Da ich den gleichen Weg hatte, waren wir uns einig gemeinsam bis nach Moskau zu fahren.


An diesem Freitagmorgen war es noch sehr bewölkt und so wie der Moskauer Biker als Kälteschutz seine Regenkombi trug, zog ich meine Regenkombi ebenfalls über.


Er fragte mich, wo ich herkomme und wohin ich noch fahren möchte. Dann erzählte er von seiner Motorradtour durch Russland. Er komme gerade vom Baikalsee, von einem großen Motorradtreff zurück. Dort hatte er einen Preis für sein Motorrad erhalten. Den Preis, in Form eines Motorradmodells aus Stahl, holte er aus seiner Packtasche, um ihn mir zu zeigen. Wolf erzählte mir auch, dass er auf dieser Fahrt auch sein Nummernschild verloren hat. Aber das ist kein Problem, Hauptsache das Motorrad läuft.


Weil es schon um die Mittagszeit war, vereinbarten wir den nächsten Rastplatz anzufahren, um dort etwas zu essen und zu trinken. Ich ließ ihn vorausfahren, denn er kannte sich natürlich besser aus als ich, der diese Straße zum ersten Mal fährt.

Wolf schaute sich einige Imbisshäuschen an und sagte zu mir, in diesem kleinen grün-gelben Holzhäuschen könnten wir was Leckeres essen.

Unsere Motorräder stellten wir am Straßenrand ab.

Wolf bat mich, doch die Warnblinkanlage sicherheitshalber einzuschalten, weil großer Verkehr auf der M5 herrschte und so die Motorräder von den oft weit rechts fahrenden Lastkraftwagen besser erkannt werden.


Kleine Rasthäuschen an der M5.


Ich ging mit ihm zum Imbisshäuschen und dabei hat er mich gefragt, ob ich Blinschiki mit Med mag.


Ich sagte ja.

Dann bestand er gleich darauf, mich zum Essen einzuladen.


Das waren sehr schmackhafte Eierkuchen mit Honig.

Dazu tranken wir beide noch Tee nach russischer Art.


Ich hatte mein Bilderalbum schnell vom Motorrad geholt, um meine Motorradtouren von allen Ländern Europas zu zeigen.

Nicht nur Wolf, sondern auch gleich die nette freundliche Bedienung schauten interessiert meine Bikerfotos an.


Ein Foto hat ihn besonders amüsiert, welches er gleich mit seinem Handy fotografierte.

Auf dem Bild war ein gelbes Verkehrsschild aus Dublin zu sehen, worauf ein auf Eisenbahnschienen stürzender Motorradfahrer abgebildet war.

Wolf mit Namenskennung auf seiner Lederweste.


Dann schenkte ich ihm ein Schlüsselband und Schlüsselanhänger von „Louis Jubiläumsangebot 70 MOTORCYCLE-SPIRIT“.


Das ließ er nicht auf sich sitzen, Wolf wollte mir gleich etwas geben.

Er holte ein, in einer Plastiktüte eingewickeltes, Glas Honig hervor und gab es mir.

Ich sagte zu ihm, dass ich keinen Stauraum mehr habe.

Aber er winkte bloß ab und zeigte mir wie schnell das Glas Honig bei meiner Gepäckrolle am Spanngurt festgeklemmt wird.

Ein großartiges Kindersanatorium.


Die Fahrt ging weiter Richtung Moskau, bis zu diesem interessanten kleinen Schloss.

Wolf hat dort eine junge Frau mit Kinderwagen angesprochen, um zu erfahren, wem dieses Schloss gehört. Die junge Frau sagte, dass es sich um ein Kindersanatorium handelt. Gleich am Straßenabzweig davor ist eine Imbissstube, wo wir uns ein Eis und einen Tee gönnen. Auch diesmal habe ich keine Chance zu bezahlen, denn Wolf besteht darauf mich wieder einzuladen. Als wir danach zu unseren Motorrädern gingen, schilderte ich ihm von meinem Spiel im Lenkkopflager. Wolf schaute sich das Problem kurz an und packte gleich sein großes Werkzeugsortiment aus.


Nicht nur, dass er die Schraube nachzog, er fixierte die Gewindegänge auch gleich mit Loctite. Dann ging es auch schon zur heutigen Schlussetappe bis Moskau. Die Straßen wurden immer größer und besser. Wir fuhren noch über die Moskwa, bevor wir den Autobahnring überquerten.

Am Ortseingang hielt Wolf an, um sich zu verabschieden. Er war nun von seiner Baikalreise bei sich zu Hause angekommen.

Ich zog mein T-Shirt aus, welches mit einem Wolf und Motorrädern bedruckt war und überreichte es dem richtigen Biker-Wolf. Aber auch das Geschenk blieb nicht ohne Rückgeschenk. Wolf suchte in seinen Packtaschen und holte ebenfalls ein T-Shirt für mich heraus. Das darauf gedruckte Motiv hat er mir gleich erklärt. Es ist ein kleiner Hund mit Engelsflügeln und Heiligenschein zu sehen, mit der Aufschrift: „Bitte esst keine HOT-DOG`s“. Dann verabschieden wir uns herzlich, wie zwei Biker, die lange Zeit gemeinsam auf große Tour waren.

Jetzt fahre ich wieder allein nur mit Hilfe des Navigationsgerätes zum gleichen Hotel, welches ich auch auf der Hinreise nutzte.

Die Fruzenskaja-Straße in Moskau entlang der Moskwa.


Ich nutze noch den späten Nachmittag, um durch Moskau zu fahren und einige Bilder zu machen.


Als ich auf der Fruzenskaja-Straße stadteinwärts fuhr, machte ich ein Foto von der wieder neu errichteten Christ-Erlöser-Kathedrale, wo zur Sowjetzeit noch ein rundes Freiluftschwimmbad existierte.


Nachdem 1812 die Armee Napoleons von der russischen Armee über die West-Grenzen zurückgetrieben wurde, ließ der Zar Alexander I. Zu Ehren des Sieges 1883 eine monumentale orthodoxe Kathedrale erbauen.


Während der Stalin-Herrschaft wurde die Kathedrale 1931 zerstört und erst im Jahr 2000 originalgetreu aufgebaut.

Das Monument Peter des Großen steht in der Moskwa.


Ein neues Denkmal kann man nicht übersehen, welches die mächtige Kathedrale fast klein aussehen lässt.

Es ist das Monument Peter des Großen, der auf dem Bug eines Segelschiffes steht.

Letztes Foto von meiner Digitalkamera.


Bei diesem Foto, im Hintergrund das Monument mit dem Segelschiff, kam plötzlich ein Windstoß und das Kamerastativ kippte um.


Ich rannte schnell hin, aber zu spät, da war das Objektiv meiner Digitalkamera bereits auf dem Boden.


Dann packte ich meine kaputte Kamera und das Stativ ein und machte mich auf dem Weg zum Hotel.


Diesmal fuhr ich gleich über den bewachten Parkplatz zum Haupteingang.


Hier hatte ich meine letzte Übernachtung eingeplant, bevor es morgen über die Grenze nach Lettland geht.


Ich ging wie gehabt zur Rezeption, um ein Zimmer für eine Nacht zu bekommen.

Wie immer legte ich dazu meinen Reisepass vor, aber diesmal verlangte man plötzlich auch hier eine polizeiliche Meldebescheinigung der zurückliegenden Tage in Russland, die ich aber nicht hatte.

Auch nach längerer Diskussion war eine Buchung nicht möglich.

Es kam eine Dolmetscherin hinzu, die mir erklärte, dass dieses Hotel zwar gerne mir ein Zimmer geben möchte aber großen Ärger bekommt wenn ich die Meldebescheinigung nicht vorlegen kann.

Nun haben sie mir eine Adresse eines Hotels in Moskau herausgesucht, welches auch ohne diese Meldebescheinigung mir ein Zimmer vermietet.

Das war mir nicht nur unverständlich, sondern auch, dass das Hotel auch auf der entgegengesetzten Seite von Moskau lag.


Ich ging zum Motorrad zurück, fuhr erst zur Tankstelle und füllte den Tank mit 20 Liter Super voll.

Gleich nebenan besuchte ich schnell ein McDonald, um den Hunger zu stillen und um kurz nachzudenken, was ich nun mache.


Dass ich nun nord-östlich durch ganz Moskau fahren sollte, um dieses Hotel zu finden, gefiel mir überhaupt nicht, denn morgen wollte ich bis nach Lettland fahren und deshalb möglichst darauf verzichten, früh noch stundenlang durch Moskau zu kurven.


Also vertraute ich meinem Glück und fuhr jetzt am Abend zum Ortsausgang von Moskau zur A9 in Richtung Riga.

Als ich endlich den Autobahnring und die richtige Ausfahrt zur A9 erreichte, kam ich natürlich in das größte Verkehrschaos von Moskau.

Noch auf der Moskauer Autobahn ist Rasen, Drängeln, zu dichtes Auffahren, Lichthupe, also das volle Programm an der Tagesordnung.

Aber ab der Ausfahrt zur Rigaer Autobahn geht es maximal nur noch im Schritttempo.


Ich halte Ausschau nach einem Hinweis zum Übernachten, bis ich in einem rechts liegenden Gewerbegebiet ein Hotel erblicke.

Dieses steuere ich, im nun schon dämmrigen Abendlicht, mühevoll an.

Muss mich dazu mal rechts, mal links und mal über den Randstreifen an den immer wieder stoppenden Autokolonnen vorbeimogeln.


Das Hotel macht einen guten Eindruck.

Ich fahre gleich zum Haupteingang, stelle mein Motorrad beim Tachostand von 115.462 Kilometern ab und gehe zur Rezeption.

Dort ist anfänglich das gleiche Problem mit dem fehlenden polizeilichen Integrationspapier, aber nach einem Telefonat mit dem Chef und meiner Zusage, dass ich als Motorradtourist keine Rechnung brauche, bekam ich nun doch ein Zimmer für eine Nacht.


Es handelt sich um ein gehobenes Hotel im Raum Moskau, wo mir das Zimmer mit Frühstück für eine Nacht 4.900 Rubel kostet.


Dieses Hotel Baltiya ist nach GPS bei 55°47`14,9“ N, 37°15`07,5“ Ozu finden.


Trotz des stolzen Zimmerpreises war ich froh, doch noch, für die letzte geplante russische Nacht, eine Unterkunft gefunden zu haben.


Ich schaffte noch schnell mein ganzes Gepäck auf mein Zimmer, duschte anschließend und mit frischen Sachen ging ich noch in die Bar, um ein Bier zu trinken.


Am nächsten Morgen bepackte ich mein Motorrad und ging frühstücken.

Von dem Frühstück war ich allerdings enttäuscht.

Es gab kein Buffet, sondern der Ober brachte nur das Nötigste.

Ein Kaffee, ein Ei, zwei Scheiben Brot, eine Scheibe Wurst und eine Scheibe Käse.

Und auf mein Nachfragen hin, hieß es nur: mehr gibt es nicht, das ist alles!


Danach ging ich zum Motorrad und bemerkte, dass jemand daneben stand, der mich ansprach.

Er sagte zu mir, dass es ein Problem mit dem Hinterreifen gibt und so war es.

Diesmal hatte ich einen kleinen Stahlstift mir eingefahren und die Luft ließ langsam nach.

Ich hatte sozusagen bereits einen halben Platten.


Ich fuhr noch zur benachbarten Tankstelle und nachdem das ganze Gepäck wieder abgeladen war, kam ich an mein zweites Reifenflickzeug heran.

Den kleinen Stahlstift zog ich mit der Zange heraus und musste das kleine Loch erst mit der Reibahle auf die richtige Größe aufrauhen.

Beim Einschmieren des Softgummipfropfens mit dem hellblauen Gummikleber bemerkte ich, dass der Kleber bereits alt und zähflüssig war.

Trotzdem führte ich die Reparatur aus und schraubte drei Patronen mit Stickstoff auf das Ventil, weil es an der Tankstelle keine Luft zu tanken gab.


Der Reifen ist voll und nun belade ich mein Motorrad wieder mit dem Gepäck.


Trotzdem möchte ich so schnell wie möglich neue Luft in mein Hinterrad bekommen.


Da eine BMW-Niederlassung in Sichtweite ist, mache ich mich erst zu Fuß über einen kleinen Trampelpfad dort hin.

Bei dieser neuen BMW-Niederlassung sind auch Motorräder zu sehen und deshalb hoffe ich auf Hilfe.

Das Dumme ist nur, dass die Niederlassung ca. 500 Meter entgegengesetzt der Fahrtrichtung der vorbeiführenden Autobahn liegt.

Der offizielle Weg, um dort verkehrstechnisch hinzukommen, ist ein mehrere Kilometer langer Umweg, den ich aus Zeitgründen vermeiden möchte.


Also fasse ich den Entschluss, die ca. 500 Meter, entgegengesetzt der eigentlichen Fahrtrichtung, auf dem Randstreifen der Autobahn langsam mit eingeschalteten Warnblinkern zurückzufahren.

Das ist ausnahmsweise möglich, da durch das hohe Verkehrsaufkommen die Autos nur im Schritttempo unterwegs sind und das wird sich auch nicht so schnell ändern.

Somit bin ich relativ schnell bei der neuen BMW-Niederlassung und lese auf meinem Navigationsgerätdie GPS-Koordinaten 55°47`27,6“ N, 37°15`30,6“ O.


In der BMW-Niederlassung „Auto Awangard“ begrüßt man mich sehr freundlich und man möchte nicht nur wissen welches Problem mich herführt, sondern auch was ich für eine Reise durch Russland gemacht habe. Die Mitarbeiter von der Motorradabteilung sind so begeistert, dass sie darum bitten, meine aufgezeichnete Fahrtroute abzulichten.

Dann erklärte ich mein Problem mit der Reifenreparatur und bat um neue Druckluft für meinen Reifen.

Unabhängig davon schaute man gleich nach, ob sogar ein neuer Hinterreifen gleichen Typs zu besorgen wäre, aber das klappte am heutigen Samstag nicht.

Ich fragte, wo ich meine Hände waschen könnte, daraufhin führte man mich in die obere Etage.

Anschließend hat man mich an einen Tisch gebracht, mit Aussicht durch eine große Panoramascheibe in die Werkstatt und zu einem Imbiss eingeladen.

Der Imbiss kam mir ganz recht, weil das heutige Frühstück sehr mau war.


Nachdem ich von meiner zurückliegenden Reise berichtet hatte, ging der Leiter von der Motorradabteilung auf den Parkplatz vor dem Autohaus und holte aus seinem BMW einen kleinen Kompressor, mit dem dann mein Hinterrad neue Luft bekam.


Ich verabschiedete mich freundlich und machte mich auf den rund 600 Kilometer weiten Weg nach Lettland.


Bis ich den Grenzübergang erreichte, tankte ich noch dreimal in Russland und kaufte von den Rubeln, die ich noch ausreichend hatte, guten russischen Wodka und armenischen Kognak ein.

Diese Reisemitbringsel finden auch noch Platz in den so vollen Koffern vom Motorrad.


Bei der letzten Tankstelle vor der Grenze ist mein Tachostand bei 116.067 Kilometer und nach dem Tanken von 98er, kann ich hier auch etwas essen.

Bei dieser neuen Tankstelle ist das auch möglich, weil es drinnen ein Imbiss gibt.

Dort entschied ich mich für Pizza, die sofort in der Mikrowelle warm gemacht wurde.


Bevor ich mit dem Essen fertig war, kam eine Hochzeitsgesellschaft in die Tankstelle gestürmt und spendierte den Tankstellenangestellten Sekt.


Sie waren sehr lustig und machten noch einige Fotos innerhalb und außerhalb der Tankstelle. Dann schauten überwiegend die Männer noch mein Motorrad an und kurz darauf fuhren sie weiter.

Ich machte mich auf den Weg, denn ich wollte noch bei Tageslicht die Grenzformalitäten abwickeln.

Ehe ich die Grenzstation erreichen konnte, musste ich an kilometerweit stehenden LKW-Schlangen vorbeifahren.

Auch direkt vor der Grenze waren die wartenden Autos und LKWs sehr freundlich und rücksichtsvoll, indem sie mich vorfahren ließen.


Nachdem sich auch für mich der erste Schlagbaum öffnete, ging es zuerst zur Passkontrolle.

Es waren mehrere Abfertigungsspuren vorhanden, wo aber keiner richtig wusste, wie die Abwicklung dort abläuft.

Es gab zwei Grenzbeamtinnen dort, aber nur eine hat sich um die Abfertigung gekümmert.

Die andere saß nur in ihrem Kabuff und schaute lustlos in die Gegend.


Bei der Passkontrolle verlangte man von mir, nochmals eine Zolldeklaration auszufüllen.

Es wurden dann mein Reisepass, die neue und alte Zolldeklaration, die Fahrzeugpapiere, das Fahrzeugeinreisedokument und das bei der Einreise ausgehändigte Immigrationspapier verlangt.

Dann endlich erhielt ich den Ausreisestempel in meinen Reisepass und einen abgestempelten zusätzlichen Zettel, mit dem ich die nächste Schranke passieren durfte.

Nun kam noch die Zollkontrolle, wo ich nach Zigaretten und Alkohol gefragt wurde.

Ich sagte nur, dass ich Nichtraucher bin und deshalb keine Zigaretten dabeihabe.

Und sofort konnte ich zur nächsten roten Ampel fahren.

Dort musste ich nur noch den abgestempelten Zettel abgeben und die Grenze war überwunden.

Von Russland geht es nach Lettland.


In Lettland fuhr ich dann noch an einer gut 35 Kilometer langen LKW-Schlange vorbei, die in Richtung Russland schon tagelang auf ihre Abfertigung wartete.


Man sah zwischendurch ab und zu Lücken, da nicht alle LKW-Fahrer im Fahrzeug saßen.


Für ihre Notdurft waren an der Straße ein halbes Dutzend Toilettenhäuschen aufgestellt.


In Lettland werden die Straßen immer besser.

Bereits auf dem kurzen Weg zwischen der Grenzstation und meinem heutigen Zielort Rezekne gab es noch eine große Straßenbaustelle.

Das Wetter wurde auf den letzten 10 Kilometern noch einmal regnerisch, so dass ich meine Regenkombi noch mal überziehen musste.

Ich fuhr auf direktem Weg in die Stadt hinein, um das Hotel zu finden, welches ich mir vorab aus dem Internet suchte.


Als ich dachte, im Zentrum angekommen zu sein, fragte ich im Regen eine Frau auf der Straße nach dem Hotel „Kolonna“.


Nach anfänglichen Sprachproblemen lernte ich, den Ort Rezekne richtig betont auszusprechen und fand nach der Wegbeschreibung der Frau auch schnell das gesuchte Hotel.

Blick aus dem Hotel LATGALE von Rezekne.


Dort angekommen, fragte ich nach einem Zimmer für mich, aber das Hotel war leider schon ausgebucht.


Man gab mir aber die Info, dass nur rund 500 Meter weiter ein großes Hotel zu finden ist, wo ich ein Zimmer bekommen könnte.

Das 3-Sterne Hotel „Latgale“ erreichte ich beim Kilometerstand 116.141 und es ist zu finden bei GPS 56°30`01,5“ N, 27°19`37,3“ O.


Die in der Stadt befindliche Statue „Latgales Mara“ von Leons Tomasickis ist der lettischen Unabhängigkeit gewidmet.

Vor dem Hotel die Statue „Latgales Mara“.


Rezekne ist eine Stadt in der Region Lettgallen, 240 Kilometer östlich von Riga und hat rund 37.000 Einwohner.

Diese Stadt wurde auf sieben Hügeln erbaut und ist ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt geworden.

Hier kreuzen sich die Bahnlinien Moskau – Riga und Sankt Petersburg – Warschau.


Das Gebiet hatte in der Vergangenheit eine wechselhafte Geschichte.

Diese Stadt trug, nach urkundlicher Erwähnung, 1285 den deutschen Namen Rositten.

Ab 1582 kam die Stadt unter polnischer Herrschaft und im 17. Jahrhundert wurden der Stadt von den Polen Stadtrechte in Form des Magdeburger Rechts verliehen.

Nach den Teilungen Polens fiel sie an das Russische Reich.


Der erste Kongress der lettgallischen Letten wurde im Frühjahr 1917 in Rezekne abgehalten und nach der lettischen Unabhängigkeitserklärung 1918 wurde die Stadt zum kulturellen Mittelpunkt der Region Lettgallen.

Rezekne wurde sowohl von der deutschen als auch der Roten Armee schwer zerstört.

Nach dem Krieg wurde Rezekne mit dem Schwerpunkt auf der industriellen Entwicklung wieder aufgebaut.


Heute erfährt man als Tourist alles unter www.latgale.lv/rezekne.


Landschaftlich bedeutend ist auch der in ca. 25 Kilometer Entfernung befindliche Raznas-See.

Er ist der zweitgrößte See des Landes und in seiner Umgebung gibt es viele Gasthäuser und vielfältige Erholungsmöglichkeiten.

Das Business-Center von Rezekne.


Als ich am Sonntag nach dem Frühstück mein Motorrad für die nächste Etappe beladen wollte, sah ich am Hinterrad einen deutlichen Luftverlust. Damit würde ich voll beladen keine 50 Kilometer weit kommen. Ich schnappe mein Gepäck und ging in das Hotel zurück, um einen weiteren Tag zu bleiben und das Problem zu lösen.


Zuerst rief ich bei BMW an, übermittelte meinen Standort und fragte nach Hilfe.

Als man dort alle Daten aufgenommen hatte, sagte man mir, dass sie mich in wenigen Minuten zurückrufen werden.


Der Rückruf kam dann auch und man teilte mir mit, dass mir nur von der einzigen Motorrad-BMW-Werkstatt in Riga geholfen werden könnte.

Dafür müsse ein Transport organisiert werden, der aber erst am Montag organisiert werden würde.

Das war mir zu umständlich und mit 240 Kilometern bis Riga zu weit.


Danach fragte ich an der Hotelrezeption nach einer Reifenwerkstatt im Ort.

Dort hat man mir gleich in dem einfachen Hotel-Stadtplan die Werkstätten eingezeichnet und mir noch die Telefonnummern herausgesucht.

Ich fuhr mit meinem Motorrad gleich zur nächsten Werkstatt und stand vor verschlossenem Tor, denn es war Sonntag.

Zurück zum Hotel, aber dort wollte man mir unbedingt auch am heutigen Sonntag weiterhelfen.

Man telefonierte für mich mit einem Autoteileverkäufer, der auch Sonntags geöffnet hatte.

Dann sagte man mir, es wäre alles geklärt, ich könne sofort dort hinfahren, sie würden mein Reifenproblem beheben.

Man erklärte mir noch schnell den Weg und ich fuhr dort hin.

Es war leicht zu finden und der Laden hatte tatsächlich geöffnet.

Der Ladenbesitzer hat mich begrüßt und meinte nur, ich möchte 5 Minuten warten.

Dann führte er noch ein Telefonat und kurze Zeit später kam ein Monteur und sperrte die danebenliegende Werkstatt auf.

Er schaute sich den Hinterreifen an und fing gleich an, den auszubauen.

Zuerst pinselte er den ganzen Reifen mit Seifenwasser ein und fand die undichte Stelle.

Ruck zuck war auch der Reifen von der Felge herunter und die bisherigen geflickten Stellen wurden fachgerecht von innen gesäubert, großflächig aufgeraut und mit ebenso großflächigen Gummiflecken innen aufgeklebt.

Wegweiser in Rezekne nach Daugavpils.


Der Reifen wurde aufgepumpt und nochmals auf Dichtigkeit geprüft, bevor er wieder eingebaut wurde.


Die größte Überraschung war, dass man für diese Reifenreparatur nur 7 LVL (umgerechnet 10 Euro) verlangte.

Ich war froh und glücklich, dass heute am Sonntag mein Motorrad wieder einsatzbereit war.


Dann konnte ich auch mein zweites Problem, mit dem Fotoapparat, lösen.

Da ja meine Digitalkamera in Moskau kaputt gefallen war, wollte ich meinen Ersatzfotoapparat, in den ich extra noch vorher einen neuen Film eingelegt hatte, aktivieren.

Aber leider war die Batterie nicht mehr voll.

Ich hatte dann zwar zwei Fotos mit der Handy-Kamera gemacht, aber das war ja nur eine Notlösung.

Zum Glück gab es in Rezekne einen geöffneten Fotoladen, der diese spezielle Batterie hatte, die ich brauchte.

Nun war ich auch fototechnisch wieder auf besserem Niveau.


Da ich Samstagnachmittag in Lettland ankam und Montagfrüh meine Reise weiter über Litauen bis nach Polen weitergehen sollte, war somit ein Geldwechsel wegen der Schließzeiten in der Bank nicht möglich.

Deshalb sehe ich besonders positiv, dass in Lettland eine uneingeschränkte Nutzung von Kreditkarten, ob beim Reifendienst, im Supermarkt oder in der Disco möglich ist.

Lukoil-Tankstelle in Litauen.


Am Montag setzte ich meine Reise weiter fort, über Daugavpils, dann nach Kaunas in Litauen. Dort tankte ich 24,36 Liter 98er für 93,79 LTL.


Die Tankanzeige hatte sich schon lange eingeschaltet, aber durch eine größere Umleitung vor Kaunas, bei der keine Tankstelle auf dem Weg lag,war das schon sehr knapp, denn insgesamt passen in den Tank von meinem Motorrad maximal 25,2 Liter.


Es ging schnell weiter zur polnischen Grenze, wo ich nochmals stoppte, um die noch restlichen Rubel in Zloty einzutauschen.

Das ist dort möglich, weil es nur einige Kilometer entfernt einen Grenzübergang nach Russland gibt, dem Kaliningrader Gebiet.


Grenzübergang von Litauen nach Polen.


In Polen angekommen, fuhr ich in Richtung Masurische Seen nach Gizycko.


Die Masurische Seenplatte, im im polnischen Pojezierze Masurskie, ist eine Seen-Landschaft im Nordosten Polens in der Woiwodschaft Ermland-Masuren.


Die Seenplatte befindet sich im Südwestteil des Baltischen Landrückens.


Diese Seenplatte ist entwicklungsgeschichtlich und landschaftlich ähnlich wie die Finnische, Pommersche und Mecklenburgische Seenplatte sowie die Holsteinische Schweiz.


Die beiden größten Seen der Masurischen Seenplatte sind der Spirdingsee (Jezioro Sniardwy) mit 113,8 km² und der Mauersee (Jezioro Mamry) mit 104 km².

Alle Seen zusammen nehmen einen Flächenanteil von 7% des Gebietes ein.

Es gibt etwa 2.700 Seen mit einer Größe von über einen Hektar.

Die höchsten Berge sind die Kernsdorfer Höhe mit 312 Metern im Südwesten der Seenplatte und der Seesker Berg mit 309 Metern im Nordosten in den Seesker Höhen.

Wichtige Orte sind Wegorzewo [Angerburg], Gizycko [Lötzen] und Mikolajki [Nikolaiken].

Auf dem weg durch diese Landschaft kam ich auch an diesem besonderen Holzhaus vorbei.

Holzhaus im nord-östlichen Polen.


Dieses Haus ist nach GPS 54°01`02“ N, 22°11`02“ O zu finden.

Es lässt sich wunderbar über die kleinen Landstraßen im nördlichen Polen fahren, denn es gibt kaum Verkehr und so kommt man recht flott vorwärts.


Die Stadt Gizycko, die früher auf deutsch Lötzen hieß, ist eine polnische Stadt im ehemaligen Ostpreußen und sie liegt rund 200 Kilometer nordöstlich von Warschau und etwa 110 Kilometer südöstlich von der russischen Stadt Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, entfernt.


Das heutige Gizycko wurde 1340 zum ersten mal als Letzenburg urkundlich genannt und liegt auf einer Landenge zwischen Löwentinsee und dem Mauersee.


Neben der Leczenburg auf der Landenge zwischen dem Löwensee und dem Kissainsee gab es eine preußische Wehr- oder Burganlage auf der Großen Werderinsel.


Eine Wallburg stand direkt in Lötzen und wurde später mit dem Kreisgericht überbaut.

1612 erhielt Lötzen die Stadtrechte, 1818 wurde Lötzen zur Kreisstadt erhoben, als der Landkreis eingerichtet wurde. Zwischen 1843 und 1851 wurde die Festung Boyen in Lötzen erbaut und erhielt ihren Namen nach dem preußischen Kriegsminister General von Boyen.

Diese Festung wurde 1914 erfolglos von der russischen Armee belagert.

Durch den Bau der Ostpreußischen Südbahn wurde Lötzen 1868 an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Deutschland oder den Anschluss an Polen ab.


In Lötzen stimmten 99,97% für Deutschland.


Lötzen wurde am 20. Januar 1945 geräumt und vom 24. bis 26. Januar von der Roten Armee eingenommen.

Die deutsche Bevölkerung war geflüchtet oder wurde anschließend fast vollständig vertrieben.

Nach Abzug der sowjetischen Armee kam die Stadt unter polnischer Verwaltung.

1946 wurde sie in Gizycko umbenannt, zu Ehren des evangelischen Pfarrers Gustav Gisevius, der sich im 19. Jahrhundert sehr für die Förderung der polnischen Schulsprache in den Masuren eingesetzt hatte.

Stadtplan von Gizycko, ehemals Lötzen.


Am 1. Juni 2000 feierten die ehemaligen und die heutigen Bewohner in Lötzen das 660-jährige Bestehen der Stadt.


Heute ist Gizycko am Löwensee (Jezioro Niegocin) mit den vielen Wassersportmöglichkeiten ein sehr bedeutender Fremdenverkehrsort.


Besondere Sehenswürdigkeiten sind die Festung Boyen mit Museum, das Schloss und der Kanal mit der Drehbrücke.

Die Drehbrücke in Gizycko.


Bei der Stadtdurchquerung hat mich mein Navi zu dieser Drehbrücke geführt.

Was mein Navi nicht angezeigt hat, waren die Öffnungszeiten der Brücke für den Straßenverkehr.


Die Schließzeiten sind wie folgt auf einer Tafel angeschrieben:      8.05 – 8.35

                            10.30 – 11.05

                            12.25 – 13.05

                            13.40 – 14.50

                            15.45 – 17.25

                            18.25 – 19.05


Ich hatte das Glück gute 20 Minuten zu warten und konnte vielen Booten und kleinen Schiffen zuschauen, wie sie diese Engstelle passierten.


Als es dann soweit war und die Wasserfahrzeuge rotes Licht bekamen, trat der Brückenwärter aus seinem Brückenhäuschen heraus.

Er hatte eine große eiserne Kurbelstange dabei, die er mittig in der Brücke einsteckte und dann anfing im Kreis zu laufen um zu kurbeln.

Dabei bewegte sich die Brücke langsam um 90°, bis die Straße wieder geschlossen war.


Zum Schluss ging er noch zu den Schranken, griff das dicke blaue Seil und ließ damit die Schranke nach oben.

 

Ich konnte meine Tour fortsetzen und es ging dann weiter über Olsztyn (Allenstein), Ostroda (Osterode) bis nach Toren (Thorn).

Alle diese Orte sind sehenswert und man sollte sich für jeden von ihnen mindestens einen Tag Zeit nehmen, aber leider habe ich diese Zeit nicht mehr.


Nach einigen Tankstopps mache ich in Toren (Thorn) nun bei einem Imbiss eine Pause.


Das Wetter ist heute ideal zum Fahren, ich bin mit dem stressfreien Verkehr zufrieden und deshalb habe ich eine menge Kilometer abgespult.

Jetzt geht es nur noch bis nach Inowroclaw zu einem kleinen gepflegten Motel.

Kleines Motel vor Inowroclaw an der Straße von Torun.


Dieses Motel erreichte ich bei einem Tachostand von 117.050 Kilometern und der erreichte Standort liegt bei

GPS 52°49`43,2“ N, 18°18`30,1“ O.


Es handelt sich hier um ein preiswertes Motel, denn für die Übernachtung zahle ich nur 80,- Zloty.


Heute bin ich scheinbar der einzigste Gast, aber das ist kein Problem.

Ich bekomme am Abend noch ein gutes und schmackhaftes Essen bevor ich mich auf den morgigen Tag vorbereitete.


Der Wirt macht mich noch aufmerksam, mein Motorrad über Nacht nicht vorm Motel abzustellen, sondern es nach hinten im abgesperrten Hof zu parken.

Ortstafel von Inowroclaw, ehemals Hohensalza.

 

Inowroclaw, auf deutsch Inowrazlaw, von 1904 bis 1920 und im zweiten Weltkrieg auch Hohensalza genannt, ist eine polnische Stadt in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern.

Sie liegt etwa 40 Kilometer südöstlich der Bezirkshauptstadt Bydgoszcz (Bromberg) und etwa 200 Kilometer westlich der polnischen Hauptstadt Warschau.


In 15. Jahrhundert wurden umfangreiche Salzvorkommen entdeckt.

Die für ihre hohen Salzvorkommen bekannte Stadt ist traditionelles Solbad.

1875 richtete man erste Thermalbäder ein.

Von großer Bedeutung ist auch das Zentrum für Geriatrie, auch als Altersmedizin oder Altersheilkunde bekannt.


Früh ging es dann zuerst zu einer Tankstelle am Ortseingang von Poznan, wo ich bei Kilometer 117.164 noch einmal 23,42 Liter in den Tank füllte.


In Poznan braucht man nicht durch die Stadtmitte fahren, es gibt eine gut ausgeschilderte Umfahrung.


Die Fahrt ging dann von Poznan (Posen) über Gorzyn, Drezdenko (Driesen) in Richtung Gorzow Wielkopolski (Landsberg) weiter.

Heute polnische Landschaft, früher Mark Brandenburg bzw. Pommern.


Drezdenko liegt im äußersten Nordosten der Woiwodschaft Lebus auf einem Landkeil zwischen der Alten und der Faulen Netze.

Die Stadt liegt an keiner Fernstraße, jedoch an der Bahnstrecke Küstrin – Pilla.

Im Norden beginnt die Kroner Seenplatte mit dem Drawinskie-Nationalpark.

In Drezdenko (Driesen) fahre ich über den Fluss Notec (Netze), um das ländlich schöne Gebiet von Stare Kurowo (Altkarbe) zu durchfahren.


Es ist eine kleine Landstraße, die ich parallel zum Bahngleis in westlicher Richtung entlangfahre, bis zu einem Abzweig, an dem ich links abbiege.

Gleich nach dem Abzweig geht es über einen Bahnübergang auf einer Landstraße mit großen Kopfsteinpflaster weiter, an Gleboczek vorbei bis nach Przynotecko (Netzbruch).

Das Haus meiner Großeltern im ehemaligen Netzbruch.


In diesem Ort finde ich das Haus, das meine Großeltern vor dem zweiten Weltkrieg gebaut hatten und nach Kriegsende verlassen mussten.


Damals kam die Rote Armee durch den Ort, auch in das Haus meiner Großeltern und ein Rotarmist sagte: „In ½ Stunde hier raus und für 20 Tage was zu fressen mitnehmen!“

Und so mussten sie mit den Kindern, nur mit dem was man auf einen kleinen Handwagen laden konnte, zu Fuß über die Oder in Richtung Berlin mehrere Tage laufen.


Das war nach Kriegsende die brutale Umsetzung der Jaltakonferenz.


Wie viele Besitzer das Haus nach dem Krieg bis heute beherbergte, ist mir nicht bekannt.

Die neuen Besitzer, die dort eine große Landwirtschaft betreiben, waren bei meiner kurzen Visite nicht zu sehen.

Das Haus ist aber in einem ordentlichen Zustand und ein neues großes Stallgebäude wurde erst vor kurzer Zeit fertig gestellt.

Ich fahre heute mit dem Motorrad, den damaligen unvorstellbaren langen Weg der flüchtenden Deutschen, bis zur Oderbrücke in wenigen Minuten.


Die Tour führt mich weiter über Gorzow Wielkopolski (Landsberg an der Warthe), das etwa 45 Kilometer östlich vom Oder-Grenzübergang bei Kostrzyn (Küstrin) liegt.

Bei einem letzten Tankstopp vertanke ich meine letzten Zloty und das bei einem Tachostand von 117.387.

Die Oderbrücke nach Bad Freienwalde.


Ich wähle dann eine nördlichere Route über Mysliborz (Soldin) bis nach Osinow Dolny (Niederwutzen), um dort die Oderbrücke mit der polnisch-deutschen Grenze zu passieren.

Dann fahre ich weiter Richtung Bad Freienwalde.


Bad Freienwalde liegt an der Alten Oder am Nordwestrand des Oderbruchs am Übergang zum Barnimplateu, daher rührt auch der für brandenburger Verhältnisse extrem große Höhenunterschied von fast 150 Meter innerhalb des heutigen Stadtgebiets.


Die ausgeschilderte Ortsdurchfahrt führt mittels einiger Brücken fast über die halbe Stadt, so dass man als Fernfahrer schnell durchgefahren ist.

Danach folgt ein angrenzendes Waldgebiet, welches man in Richtung Berlin durchquert.

Die etwa 27 Kilometer bis zum Berliner Autobahnring lassen sich gut fahren, allerdings erkennt man an den vielen Blitzkästen sofort, dass man im Land Brandenburg ist.

Dann möchte ich schnell weiterkommen und wähle von nun an die Autobahn.

Bei Blumenberg fahre ich auf den Berliner Ring, bis ich dann am Dreieck Potsdam auf die A9 abbiege und bei der Abfahrt Dessau Ost dann durch Dessau in Richtung Aken weiterfahre.

Am Ortseingang von Aken an der Elbe fahre ich heute ein letztes Mal eine Tankstelle an.

Beim Kilometerstand 117.686 tanke ich 23,33 Liter zu 33,57 Euro.


Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer und ich bin beim heutigen Tagesziel, meiner Geburtsstadt Calbe an der Saale, angekommen.

Das über tausendjährige Calbe an der Saale.


Bei einem Blick auf meinem Tacho bin ich bei 117.718 Kilometer und nach GPS 51°53`26,4“ N, 11°46`25,0“ O, in Calbe angekommen.


Calbe Saale ist eine 1072 jährige Stadt, mit über 10.000 Einwohnern, im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.


Die ehemalige Kreisstadt liegt am Rande eines Endmoränenzuges am linken Ufer der Saale, die bis Calbe für Europaschiffe ausgebaut ist.


Außerdem liegt die Stadt nahe dem geografischen Mittelpunkt Sachsen-Anhalts, der sich in der 5 Kilometer entfernten Gemeinde Tornitz befindet.


Calbe Saale kann sich zu Recht als „Stadt im Grünen“ bezeichnen.

Sie ist umgeben von einer Reihe geschützter Biotope, von Wiesen und Hainen, von den schilf- und dickichtumrandeten Gribehner Teichen und Weihern.

Nicht zu vergessen die grünen Niederungen der weit geschwungenen Saalebogen und auf der anderen Seite der 121 Meter hohe Wartenberg.

Auf dem Wartenberg wurde der höchste Bismarkturm in Sachsen-Anhalt auf dem höchsten Punkt des Kreises Calbe im Jahr 1904 nach Baufertigstellung eingeweiht.

Dieser Turm ist weit sichtbar und von der Autobahn A14, nach der Ausfahrt Calbe in Richtung Magdeburg auf der rechten Seite, direkt zu sehen.

Der über 100 Jahre alte Turm ist vom 1.Mai bis 3. Oktober Samstag von 14°° Uhr bis 17°° Uhr und Sonntag von 10°° Uhr bis 17°° Uhr für Besucher geöffnet.


Die Rolandstadt Calbe liegt nicht nur im magischen Dreieck Bremen – Riga – Dubrovnik, sondern auch im Zentrum von Sachsen-Anhalt, wo sich allein 13 von insgesamt 40 bekannte Rolandsorte befinden.

1974 wurde der 4,5 Meter hohe Roland aus Sandstein, in Anlehnung des 1945 zerstörten Holzroland von 1656, neu erstellt und vor dem Rathaus auf einem Sockel aufgestellt.

Der Roland sollte die Marktfreiheit zum Ausdruck bringen, die Otto I. Der Stadt im Jahre 937 verliehen hatte.

Calbe trägt auch den Spitznamen „Bollnkalwe“ wegen des Zwiebelanbaus (Zwiebel umgangssprachlich = Bolle) der über Ländergrenzen hinaus sehr bekannt war.

Ein Stahlschnitt zum Gedenken an das Eisenwerk in Calbe.


Einen industriellen Aufschwung erlangte Calbe 1950 mit dem Bau des ersten Niederschachtofenwerkes der Welt, dem VEB EWW „Volkseigener Betrieb Eisenwerke West“.

Der Betrieb wurde 1959 in VEB NOW Niederschachtofenwerk Calbe Saale und 1964 mit den Rohstoffzulieferbetrieben, den Eisenerzgruben Badeleben, Büchenberg und Braune Sumpf sowie der Schwefelkiesgrube Elbingerode vereinigt, zum VEB BHK Bergbau- und Hüttenkombinat Calbe Saale umbenannt.

Das DDR-Patent für diesen speziellen Schmelzofen, der mit Braunkohle-Hochtemperaturkoks beschickt wurde, diente seinerzeit zur Behebung des akuten Rohstoffmangels.

Das Werk produzierte bis zum Jahr 1970 und wurde wegen Unrentabilität aufgegeben und abgerissen.

Damals wurden auf dem Werksgelände mehrere neue Betriebe errichtet, um Weiterbeschäftigung von 2.500 Arbeitskräften zu sichern.

Es entstand ein MLK (Metallleichtbaukombinat) in dem ein Stahlbaubetrieb, eine Großverzinkungsanlage mit der größten Feuerverzinkungswanne Europas, ein Gassilikatbetonwerk und das gichtgasbetriebene Kraftwerk welches auf Erdgasbetrieb umgerüstet wurde.

Das benötigte Erdgas wurde in der Altmark gefördert und über eine Gaspipeline nach Calbe geleitet. Somit wurde die Heizungs- und Warmwasser- Versorgung der neuen Wohnstadt von Calbe weiter gesichert.


Wer mehr über Calbe und dessen Geschichte erfahren möchte, sollte unbedingt die Heimatstube, am Markt 13, in 39240 Calbe, Sonntags von 14°° Uhr bis 17°° Uhr, besuchen oder unter www.calbe.de hineinschauen.

Die Saalefähre bei Wettin.


Nun aber gehe ich die letzte Etappe mit rund 500 Kilometern, von Calbe an der Saale nach München an der Isar, an.

Dazu führt meine Route vierfach über die Saale:

Das erste Mal in Bernburg über die Saalebrücke,

das zweite Mal in Wettin mit der Saalefähre, bei der man als Motorradfahrer für ½ Euro übersetzt,

das dritte Mal auf der A38 zwischen Abzweig Leuna und dem Autobahnkreuz A38 / A9 Rippachtal

und das vierte Mal bei der Landesgrenze zwischen Thüringen und Bayern bei Rudolphstein.


Bei Bayreuth fahre ich von der A9 mit einem Kilometerstand von 117.983 zu einem Tankstellenstopp ab.

Dort fülle ich den Tank mit 22,79 Liter Super und zahle dafür 32,34 Euro.


Dann noch ein kleiner Imbiss und schon geht es zurück auf die Autobahn A9 Richtung München.

Es lässt sich gut fahren, der Verkehr ist nicht zu stressig, ich komme gut voran.

Nun noch an Nürnberg und Ingolstadt vorbei, dann höre ich ein Geräusch am Motorrad, deshalb lege ich nun eine Pause auf dem nächsten Parkplatz ein.

Panne wegen kaputtem Radlager.


Ein Blick zum Hinterrad verrät nichts Gutes.

Das Radlager ist defekt und hat sich sehr stark erhitzt, so dass bereits das Öl austritt.

 

Auch wenn es nur noch 70 Kilometer bis München sind und das bei meiner zurückliegenden großen Motorradtour von rund 15.000 Kilometern, kann ich so nicht weiterfahren. Also entschließe ich mich den ADAC anzurufen, um Hilfe zu erhalten.


Da ich auf dem Parkplatz kein Schild finde, der mir den Parkplatznamen nennt, gebe ich beim Notruf meine GPS-Koordinaten 48°40`49,2“ N, 11°30`02,3“ O durch und das ist sehr hilfreich. Es dauert nicht lange und das Pannenfahrzeug kommt an den Parkplatz „Baarer Weiher“ an.

Das Aufladen geht aus eigener Kraft, indem ich mit dem Motorrad die schräge abgesenkte Ladeplattform hinauffahre.

Nun noch gut verzurrt und die Fahrt nach München geht dank ADAC weiter.

Die letzten 70 Kilometer Fahrt bis München mit dem ADAC.


Wir fahren in München sofort zur BMW-Niederlassung am Frankfurter Ring und laden mein Motorrad ab.

Nun nehme ich noch schnell meine Motorradkoffer und die Gepäckrolle vom Motorrad und der ADAC fährt mich bis zur Haustür.


Dass meine große Motorradtour 2008 so endet, war nicht geplant.

Aber man muss es so sehen, letztendlich hatte ich damit noch Glück im Unglück.


Nun geht es daran, die Urlaubsbilder zu sichten und die Erlebnisse erst einmal Revue passieren zu lassen.





Stand 2008




Land Euro Kurs Währung Währungsbezeichnung
Tschechien 1,00 € 24,53 CZK Tschechische Kronen
Polen 1,00 € 3,33 PLN Polnische Zlotys
Belarus 1,00 € 3354,19 BYR Weißrussische Rubel
Russland 1,00 € 35,59 RUB Russische Rubel
Lettland 1,00 € 0,68 LVS Lettische Lats
Litauen 1,00 € 3,45 LTS Litauische Litas







Reiseinformationsnachtrag:


Visa für Russland und Weißrussland habe ich bei folgender Adresse erhalten:

 

Bayern Osteuropa OHG

Oberaustraße 34

83026 Rosenheim

Tel.: 08031 - 46 37 67

Fax: 08031 - 46 37 66

Info@ost-westeuropa.com

 

 

Impressum:


Alle Angaben in diesem Werk wurden von mir sorgfältig recherchiert und entsprechend dem aktuellen Stand zum Zeitpunkt der Reise.

 

Bildnachweis: Alle Fotos stammen von Axel Friedrichs

 

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